07/04/2024
Losradeln – eine kleine, unvollständige Abhandlung über eine wunderbare Idee.
Losradeln - Gestern und heute war es wieder so weit. Jung und Alt wurde aufgefordert loszuradeln oder „anzuradeln“ gegen den Winterblues, gegen manch eingerostete Knochen - loszuradeln, um den Blick in die wundervolle, burgenländische, blühende Natur zu genießen und zu staunen, was aus den trockenen, winterbraunen „Besen“ am Straßenrand und den Feldern an blühenden Wundern sprießt.
Los geht’s in Mörbisch. Von den zwei reizenden Helferlein bekommt man nicht nur eine liebenswürdige Aufmunterung
für die kommenden 55 km, sondern auch einen feschen Rucksack geschenkt mit allerlei brauchbarem Inhalt, nicht nur fürs Losradeln, sondern auch fürs Dranbleiben am Radeln….
Das Hefterl zum Abstempeln wird für die einzelnen Stationen benötigt – im altertümlich schönen Rust mit den begeistert klappernden Störchen, im romantischen Oggau – in Schützen - es liegt rechts vor einem, tief in der grünen Wiese verborgen, Oslip entert man von der unbekannten Seite und ist gleich bei der Cselley Mühle, man sieht sie schon von weitem und Musik dringt an die Ohren. Wenn man ratlos ob des Angebots an Speisen und Getränken schaut wird einem die Entscheidung ungefragt von einem Mitarbeiter abgenommen, der sich auskennt und einem den Wunsch von den Augen abliest. Der Wind ist gnädig, die Sonne in der frühen Morgenstunde ebenso und der Blick schweift in die Natur - man staunt. Der Flieder blüht auch schon – es ist doch noch gar nicht Muttertag (?), unfassbar schöne rosa Blütendolden hängen an Bäumen, sodass man die Äste nicht mehr sieht. Gut beschildert ist der Weg, besser geht’s nicht, verradeln unmöglich - die lustigen Schilder vom letzten Jahr habe ich noch in Erinnerung - irgendwie mäandriert man sich auf herausgeputzten Radwegen an einem kleinen Esterhazy Schlösschen vorbei und dessen ewig langer Parkmauer in die Opernstadt Sankt Margarethen, heuer gibt man „Aida“ - stempeln nicht vergessen - und auch dort werden die Losradler mit bodenständiger Musik empfangen, die Buffets biegen sich, der Wein, die Säfte, der duftende Kaffee - alles da und sehr appetitlich und fein oder deftig serviert. Dann findet man das nächste Schild und taucht wieder allein in die Stille und Weite der Felder – und am Horizont immer wieder der schneebedeckte Schneeberg, der einem den Winter noch einmal – letztmals? vor Augen führt, als würde er sagen, der Winter könnte doch noch einmal vorbeischauen….
Und weiter geht’s nach Trausdorf, am Flugplatz vorbei, ein Foto muss unbedingt geschossen werden. Das war schließlich Teddy Podgorskis „Wohnzimmer“ von dem er mit dem Flugzeug, wann immer seine Generalintendanz ihm Zeit ließ abhob, in den blauen burgenländischen Himmel, um seine Kreise über Feld und See zu ziehen. Freundliche Damen und Herren auch hier, ehrenamtlich, versteht sich - die den begehrten Stempel aufs Karterl drücken und anerkennende und aufmunternde Worte sprechen. Ansteckende Freundlichkeit überall…
Richtung Siegendorf geht es weiter – Zum Kircherl hinauf – uff, keuch, da braucht man den Turbo und die geballte eigene Muskelkraft, und dann geht’s Richtung Bienenfresser. Sie sind noch nicht angekommen aus ihren südlichen Gefilden, aber ihre künftigen Behausungen sieht man überdeutlich in den „Dünen“, die bald von diesen bunten, wunderschönen Vö**ln bewohnt werden. Wer sie nicht kennt, dem seien sie ans Herz gelegt. Ein Naturschauspiel, das Anfang Mai beginnen wird…. Keep your fingers crossed….
Oben am Bergerl Richtung Ungarn angekommen sollte man unbedingt anhalten und sich umdrehen, um die schöne Aussicht zu genießen, das Kircherl auf dem für Radler unerbittlichen Bergerl und die Weite bis hin zum „Gebirge“, dem Leithagebirge, Richtung Bundeshauptstadt. Die Stille ist überwältigend, nur die Bienen und fliegende Insekten brummen bei ihrer Arbeit.
Den Schildern nach geht es Richtung Klingenbach. Am Weg dorthin wird es kurzfristig laut, denn man überquert über einem Fahrradbrückerl die Autobahn. Dann geht es abwärts und - man hört sie schon von Ferne, die Klänge der Tamburica und beim Näherkommen sieht man die Musikerinnen und Musiker in ihrer feinsten Tracht. Nach dem Stempeln setze ich mich nieder, als ausgesprochener Fan dieses Instruments, das diese Truppe ganz wunderbar beherrscht. Das findet offenbar auch unsere hohe Politik die man dort sieht, wie Frau Landeshauptmannstellvertreterin und unsere Frau Bürgermeisterin.
Und es ist immer noch Kaiserwetter.
Aber die An- oder Losradler – Knochen sind nun schon ein wenig ermüdet, aber nichts da, auf zum nächsten Stempel, zurück über die Autobahn, und abwärts geht’s Richtung Mörbisch über die sehr lange Waldstraße, bis man am Himmel Flugzeuge in atemberaubender Geschwindigkeit flitzen sieht und besonders hört. Da fang ich dann immer an zu beten, der Betreiber dieser Sportart möge sein Flugzeug gut beherrschen und es möglichst fern von allem und sicher auf der Landebahn aufsetzen.
Die Siegendorfer Puszta erstreckt sich rechts von mir, es ist wieder friedlich und still, und dann geht es Richtung Grenze, das signalisiert einem auch schon das handy, dass man jetzt eigentlich in Ungarn herumfährt.
Ein paar letzte Anstiege und dann liegt er vor einem, unser geliebter See, wieder frisch gefüllt, einige Segel sieht man schon, es ist auch Segelwetter, leichte Brise, wärmende Sonne. Rasch noch zum Mörbischer Tourismusstanderl, wo noch immer ein sehr lieber freundlicher junger Mann steht, einem einen Stift borgt, um Namen und Adresse ins Hefterl einzutragen, damit man nicht umsonst gestempelt hat und das E-bike doch nicht gewinnt. Und ab in die Gewinnbox….
Jetzt geht’s nur mehr bergab durch „mein“ Dorf, heim. Der Abend liegt vor mir, ich fahre nach Wien in Georg Hoanzls und Michael Niavaranis wunderbares Globe Theater, das an diesem Abend ausverkauft ist. Kein Wunder, Mark Seibert tritt auf mit einer kleinen Band, Konzertgitarre, Cello und Klavier. Songs aus vielen bekannten Musicals wurden gesungen und Songs von Lady Gaga bis Michael Jackson. Als special guest war Riccardo Greco an seiner Seite. Was soll ich Ihnen sagen - dieser Abend endet mit vielen Zugaben für das jubelnde Publikum und standing ovations. Warum ich das erwähne? Mark Seibert gibt den Professor Henry Higgins im Musical „My fair Lady“ im heurigen Sommer bei den Seefestspielen Mörbisch. Und nicht erst seit gestern freue ich mich darauf und bin mir sicher, das Publikum wird auch da vor Begeisterung aufspringen und der schon einmal beschworene Kreischfaktor der Adorateurinnen sich noch einmal erhöhen…
Angelika Schäfer, Losradlerin und Gemeinderätin für Kultur in Mörbisch am See
7.4.2024