04/12/2024
Die mythologische Herkunft des Barbara-Tages ist eng mit der Legende der heiligen Barbara von Nikomedien verbunden, die jedoch mehr im Bereich der Legende als der historischen Tatsachen liegt. Ihre Geschichte spiegelt archetypische Themen wie Schutz, Widerstand gegen Unterdrückung und spirituelles Erwachen wider.
Mythologische Wurzeln
Die Legende der Barbara enthält viele symbolische Elemente, die tief in alten Glaubenssystemen und der Mythologie verwurzelt sind:
1. Der Turm als Symbol
Der Turm, in den Barbara von ihrem Vater gesperrt wurde, ist ein archetypisches Symbol. Er repräsentiert Isolation, Macht und das Streben nach höheren Erkenntnissen. In der Mythologie wird der Turm oft mit der Verbindung zwischen Himmel und Erde assoziiert (z. B. der Turm von Babel). Barbaras Turm enthält zudem drei Fenster, die als Symbol für die Dreifaltigkeit in der christlichen Tradition stehen, aber auch an ältere Trinitätskonzepte erinnern könnten.
2. Vater-Tochter-Konflikt
Der Konflikt mit ihrem Vater, der sie wegen ihres Glaubens verfolgte, spiegelt mythologische Themen wie die Rebellion des Individuums gegen die autoritäre Ordnung oder das Streben nach spiritueller Freiheit. Ähnliche Vater-Tochter-Dynamiken finden sich in anderen Mythen, wie bei Persephone und Demeter.
3. Der Blitz als Strafe
Der Blitz, der ihren Vater nach Barbaras Tod tötete, ist ein Symbol für göttliches Eingreifen. In vielen Kulturen wird der Blitz als Zeichen der Götter angesehen – von Zeus in der griechischen Mythologie bis zu Donar/Thor in der germanischen. Er zeigt die Bestrafung durch eine höhere Macht und symbolisiert Gerechtigkeit.
4. Blühende Zweige
Der Brauch der Barbarazweige, die im Winter zum Blühen gebracht werden, könnte auf vorchristliche Fruchtbarkeitsrituale zurückgehen. Das Blühen mitten im Winter symbolisiert den Sieg des Lebens über den Tod, ein Thema, das in vielen Mythen vorkommt, z. B. in der Wiederauferstehung von Osiris oder dem Wiedererwachen der Erde durch Persephone.
5. Verfolgung und Martyrium
Die Verfolgung Barbaras erinnert an das Schicksal vieler Märtyrerfiguren, aber auch an mythologische Helden, die Prüfungen bestehen müssen. Ihr Martyrium und Tod stehen in einer Reihe mit archetypischen Opferthemen, die auf Transformation und Heilung abzielen.
Parallelen in anderen Kulturen
• Fruchtbarkeitsriten: Der Bezug zu blühenden Zweigen im Winter findet sich auch in vorchristlichen germanischen und keltischen Traditionen, in denen immergrüne Pflanzen oder erblühende Zweige als Zeichen für die Rückkehr des Lebens gefeiert wurden.
• Göttinnen- und Heldinnenmythen: Barbara zeigt Parallelen zu Göttinnen wie Persephone (Gefangenschaft und Wiederauferstehung) oder sogar Inanna/Ishtar, die ebenfalls Prüfungen durchlaufen.
Die Legende der Barbara ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie christliche Heiligenverehrung oft ältere mythische Motive integriert und neu interpretiert hat.