03/05/2022
Constantin - ein Nachruf
Ein Guter ist gegangen. So sagt man doch. So möchte ich das auch sagen.
Die Musik war es, die uns zusammengeführt hat. Ein kleinen Kleinstvertrieb hatte ich damals. Ob er vielleicht mal vorbei kommen könne und in die eine oder andere Platte rein hören.
Da stand er denn bei mir im Zimmer. Schüchtern, scheu. Fast so schüchtern wie ich. Ich legte die eine Platte auf und auch die andere. Langsam schmolz das Eis. Zwei kleine Punks mit der Sehnsucht im Herzen. Der Sehnsucht nach Konzerten, nach Bands, nach einer Szene, die Sinn und Halt gibt. Wir gingen auseinander. Mit dem festen Versprechen, dass wir es sein werden, die den Punk nach München holen. Das wird so Mitte 1987 gewesen sein.
Und wir haben den Punk nach München geholt. Nein, eigentlich hat er den Punk nach München geholt. Und ich war stolz darauf sein Kabelträger zu sein. Wir haben gesucht, wir haben in Jugendzentren vorgesprochen, haben leerstehende Hallen ausgespäht, haben unsere Fühler in ganz München ausgestreckt. Ottobrunn sollte es werden. Gleich bei ihm ums Eck. Ein kleines Jugendzentrum mit einem kleinen Keller in dem wir den Punk zelebrieren konnten. Fugazi haben da gespielt. Und Negazione. Crowd of Isolated und Libya Front. Klingende Namen und Namen die man sich nicht merken muss.
Er hat die Bands ran geholt. Ich die Anlage.
Ich sehe dich noch. Auf der Treppe bei deinen Eltern. Bei uns im Übungsraum. Mit fliegenden Dreads auf der Bühne. Zum letzten Mal beim Geburtstag deines Bruders. Wir haben uns über "Damals" unterhalten.
Wir haben uns aus den Augen verloren. Ich vermag nicht zu sagen wann. Ich vermag nicht zu sagen warum.
Ein Guter ist gegangen.
Danke, Constantin, für alles.