10/03/2021
Hier nochmal der ganze Artikel der SVZ, für alle die kein Abo haben😉
Einmal pro Woche erlebt die kleine Bäckerei Puhlemann einen richtigen Kundenansturm. „Am Sonnabend reicht die Menschenschlange manchmal bis zur Schilde“, sagt Erik Puhlemann zu dem vom Bäckerladen mehrere hundert Meter entfernt liegenden Fluss und lacht. Die Leute kämen aus der ganzen Umgebung. Der Bäcker und Inhaber der Bäckerei Puhlemann arbeitet seit 1979 in dem Betrieb und übernahm ihm 1980 von seinem Vater. Rund 1000 Brötchen verkaufe er am Sonnabend – allerdings sei der Andrang nur in den Morgenstunden sehr groß. Danach laufe das Geschäft ganz normal weiter. Werktags sei das Kundenaufkommen dagegen sehr unterschiedlich. „Man kann nicht mehr abschätzen, ob viele oder eher wenige Kunden zur Bäckerei kommen“, sagt der Bäckermeister. Das sei auch vom Wetter abhängig oder vom Monatsbeginn, beziehungsweise -ende, weil dann die Geldbeutel der Leute gut oder weniger gut gefüllt ist. Backshops sind starke Konkurrenz! Bei diesen Worten steht er in seiner mollig-warmen Backstube. Während im Ofen gerade Plundertaschen ihre volle Pracht entfalten, bringt er mithilfe einer Spritztasche Gebäckteig auf ein Blech. Seine Backwaren sind beliebt. Manch einer schwärmt von seinen Streuselschnecken, weiß seine Lebensgefährtin Heidrun Kopper. Sie hilft im Laden mit und verkauft die Backwaren. Für Puhlemann ist die Konkurrenz groß, besonders die Backshops machen ihm zu schaffen. „Da kommt man nicht gegenan“, sagt er. Doch der Bäckermeister lässt sich davon nicht beeindrucken, sondern backt einfach weiter. Tag für Tag. So bereite er beispielsweise täglich 30 bis 35 Brote, am Wochenende sind es um die 70 Laibe, darunter Misch-, Weizen- und Schwarzbrot. Auch bei Kuchen und Gebäck bleibt er sich treu, produziert nach Bedarf. Zum Teil geht Puhlemann auch auf neue Ernährungstrends ein, stellt mit dem Saftkornbrot eine Backware, die gut in eine Kohlenhydrat reduzierte Ernährung passt. „Es wird alles im Handbetrieb hergestellt“, sagt Erik Puhlemann, der werktags ab vier Uhr und sonnabends um drei Uhr mit der Arbeit beginnt. Der gelernte Konditor bereitet von Streuselschnecken über Plundertaschen bis hin zu Hanseaten auch allerlei süße Leckereien selber zu. „Man muss heutzutage schon vielfältig sein“, sagt er.
Doch auch das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Um den Bäckerei-Betrieb dennoch aufrecht zu erhalten, hat er eine andere Idee umgesetzt. Der heute 65-Jährige begann bereits Ende der Achtziger Jahre neben dem Bäckereibetrieb einen Partyservice zu etablieren. Der entwickelte sich immer besser, machte schließlich 60 Prozent seines Umsatzes aus, während die Bäckerei für den restlichen Umsatz sorgte. Doch seit einiger Zeit laufe – coronabedingt – beim Partyservice fast gar nichts mehr. „Die Anfragen für Konfirmationen wurden in den Sommer verschoben“, sagt Heidrun Kopper, Lebensgefährtin und Mitarbeiterin von Erik Puhlemann.
Mehr Mitarbeiter gibt es in der Bäckerei nicht. Wie Erik Puhlemann erzählt, habe er den Betrieb immer alleine gestemmt, hatte in all den Jahren auch keinen Azubi. Bald muss er nicht mehr so häufig am Backofen stehen. Schon jetzt tritt er kürzer, legt Montag und Mittwoch einen Ruhetag ein. Angedacht sei, dass sein Sohn Roman in naher Zukunft die Bäckerei übernimmt. „Es ist ein Familienbetrieb und ich möchte, dass er von Generation zu Generation weiter geführt wird“, sagt der 36-Jährige, der seine Ausbildung in der Galliner Bäckerei Boldt absolviert hat.
Doch bis er übernimmt, vergehen noch einige Monate. Und in dieser Zeit will Erik Puhlemann noch einige Projekte anschieben. So solle beispielsweise der Verkaufsraum verschönert und vielleicht auch der Ofen saniert werden. Das aktuelle Exemplar stammt noch von 1980, hatte damals den Zwei-Seiten-Befeuerungsofen von seinem Vater abgelöst. Nach diesen Worten ist das Spritzgeback fertig und Erik Puhlemann holt die warmen Kekse aus dem Ofen.