10/10/2024
Logbuch: 30.09.2024
Früh morgens sitze ich in meinem Wagen und fahre in Richtung Flughafen Düseldorf. Mitten um 04.00Uhr in der Nacht, ist Zak in Rijeka losgefahren gen Zagreb. Von dort aus ging der Flug nach München und von München aus ging es weiter nach Düsseldorf.
Zak wird brav an der Unterkunft abgesetzt und meine wilde Fahrt durch den Ruhrpott führt mich zurück nach Dortmund. Ich arbeite bis ca. 15.30Uhr im Büro, ehe ich aufbreche und losfahre und den Transporter abzuholen.
Das läuft schon mal. Auf ins Lager nach Bochum. Ich packe den Wagen und alles, was wir brauchen. Abgesprochen ist, das wir eine Marshall Box, meinen Blackstar Combo Amp, sowie eine Hartke Bassbox mitnehmen. Morgen wollen in Dorsten im Vinylcafe eine gemeinsame Probe machen. Ach ja... Merchandise Wände müssen mit. Tool Box. Stromverlängerungskabel. Lampen. Gaffa Tape. Noch was vergessen? Klar. Backdrop. 3m, 2m, 1m... alle Größen werden mitgenommen. Ach Mist... ich wollte ein 5m Banner machen lassen... zu spät. Verdammt.
Mein Telefon klingelt.
„Hey Martin, alles gut? Wir haben ein Problem. Wenn wir morgen in Dorsten Proben wollen: Ich habe meinen BassAmp nicht zur Verfügung. Ich habe den verliehen und er ist leider defekt. Was nun?“
Ich rufe den Menschen an, den ich in diesem Fällen am meisten vertraue: Schmale vom Rockland Music in Witten. Ich habe das schon ein paar Mal gesagt: Klar kannst du deine Gitarre bei Thomann oder sonst wo kaufen… aber den Service von einem kleinen aber feinen Fachhändler, den kann dir niemand bieten. Schmale hilft uns kurzerhand mit dem altbekannten Engl Amps aus, so das wir, wie geplant proben können. Der Amp steht uns am Ende sogar auf der gesamten Tour zur Verfügung.
Der Bus ist gepackt und alles sitzt, passt wackelt und hat Luft.
Ian wird heute am Abend in Düsseldorf landen und wir werden dann endlich nach fast 10 Monate Pause gemeinsam proben können.
01.10.2024
Ian kam gestern Abend gut in Düsseldorf an und ich hole ihn heute um 14.00 Uhr in Mülheim ab. Wir fahren nach Dorsten und bringen unseren Gitarrenkram schon mal ins Vinylcafe.
Alles ist entspannt. Ian ist extrem müde, da sein Flieger über 2 Stunden Verspätung hatte und er unzählige Stunden unterwegs war, um am Ende in Deutschland anzukommen. Die Reisestrapazen merkt man ihm an. Am liebsten hätte ich ihm ein warmes Fläschchen gemacht und ihn ins Bett gepackt.
Hanno muss noch Unterricht in der Schule geben, so das wir erst später anfangen können. Als Zak, John und Hanno eintreffen, stehen unsere Kisten schon lange bereit und warten darauf, gespielt zu werden.
Da ich sehr viele Dinge zu erledigen habe und nicht nur Gitarre spiele, sondern auch Organisator, Schlepper, Fahrer, Merchandise Ansprechpartner, Tourleiter und generell Mädchen für alles bin, muss ich diverse Leute um Hilfe bitten und delegiere Sachen. Merchandise Verantwortlich wird unser Freund Rene und bekommt administrative Hilfe von meiner besseren Hälfte Nina. In Dorsten verkauft allerdings Julian vom Plattenbau Schermbeck unser Merchandise, da Rene und ich uns sehr gerne ein Bierchen oder zwei am morgigen Tag trinken möchten.
Die Probe startet und keinem von uns ist klar, wie lang dieser Tag eigentlich werden würde. Am Ende ist es 22.30Uhr, als ich das Vinylcafe verlasse. Sound steht und ist im Pult gespeichert.
Sollte also morgen alles rund laufen. Fast eine Stunde fahre ich von Dorsten aus nach Dortmund heim und möchte eigentlich nur duschen und ins Bett… aber… Nina und ich, feiern in meinen Geburtstag rein und stoßen gemütlich drauf an. Um kurz vor 1Uhr geht es in Richtung Bett…
02.10.2024
Um 7.00Uhr knallen zwei Nachbarn aus der Umgebung entnervt ihre Fenster zu. Schuld bin ich.
Ich stehe mit 150 Bratwürsten im Rohzustand im Garten und habe den Holzkohle Grill angeschmissen. Fröhlich flötend mache ich das Handy an und lasse Slayer laufen... Von nix… kommt nix.
Auf dem Herd köchelt bereits die Soße vor sich hin und ich habe alle Hände voll zu tun. Nina schläft noch den Schlaf der Gerechten.
Gute 2,5 Stunden brauche ich, bis alle Würste gegrillt und kleingeschnitten sind. Alles wandert in den dafür extra damals angeschafften Lebensmitteleimer, in welchen ich nachher auch die Soße einfüllen werde und das ganze entsprechend fachgerecht Vakuumverpackt wird.
Am Ende verbreite ich eine Duftnote, wie Herbert der Streichholzmann.
Der nächste Gang ist, das alle Anziehsachen in der Waschmaschine Platz nehmen dürfen und gewaschen werden, während ich ins Bad zwecks duschen wandere.
Als ich damit fertig bin, ziehe ich auf meine Ersatzgitarre neue Saiten auf. Alles will vorbereitet sein, da wir uns kein Crew Mitglied leisten können, welches im Falle eines Falles, mal eben vor Ort eine Saite wechselt. Sollte etwas passieren, müssen wir schnell switchen und eine andere Klampfe spielen.
Sprich:
Ian und ich haben jeder eine Ersatzgitarre dabei.
Um 13.00Uhr fahre ich in Richtung Vinylcafe los.
In Dorsten angekommen ist Ladenkommandant Phil schon vor Ort und wir laden alles an Equipment und Merchandise aus. Etwas später werden Hanno, Zak, Ian und Dario kommen. Hanno muss auch heute noch seinem Job als Schlagzeuglehrer nachgehen. Quasi ein Tanz auf zwei Hochzeiten, den viele Musiker bestens kennen.
Im generellen möchte ich hier sagen, das wir alle unsere Jobs und Verpflichtungen Ruhen lassen müssen, damit wir die Show spielen können. Insgesamt 4 Leute aus unserer Band sind selbstständig, was bedeutet: Du hast an diesen Tagen keine Einnahmen… es sei denn, jemand zahlt dir sinnvolle Gagen, von denen du deinen Unterhalt bestreiten könntest… was illusorisch ist.
The Secret of the Hanged Man sollten schon lange da sein… sind sie aber nicht:
14.15Uhr: Handycall...
„Hey… wo seid ihr denn jetzt?“
„Wir sind bei Unna und stehen im Vollstau. Der Navi sagt, das wir gegen 16Uhr da sein werden. Der Robin und die anderen müssten aber gleich da sein. Die sind eher los gefahren“.
15.06Uhr
„Hey… es immer noch niemand da. Wisst ihr, was los ist? Wir brauchen das Drumset von euch, damit wir hier loslegen können“
„Die Jungs hatten einen Unfall. Ein LKW hat Teile verloren und eins dieser Teile hat den Wagen von Robin erwischt. Die Felge ist völlig im Eimer und er braucht eine neue. Das wird sich noch ziehen“.
16.00Uhr
Robin und sein Wagen samt Drumkit tauchen endlich am Vinylcafe auf. Wir laden fix aus und legen mit dem Aufbau los. Knappe 20 Minuten danach tauchen Cathleen, Mieze und Giordano in Dorsten auf. Es kann losgehen.
In der Zeit von 14.00 - 16.00Uhr verbringe ich die meiste Zeit auf dem Klo, da ich tierischen Durchfall habe. Immer wieder muss ich auf den Thron steigen. An Essen oder sonstiges kann ich gar nicht mehr denken. Ich bin 100% nervös und fühle mich schlecht.
Es war alles ein wenig anders geplant.
Gegen 16.00Uhr beruhigt sich mein Körper ein wenig und ich muss nicht mehr auf das Klo. 17.00Uhr wir checken noch einmal unseren Sound und sind gegen kurz vor 18.00Uhr soweit, das wir loslegen könnten.
Es sind noch 2 Stunden.
Wenn Fragen auftauchen, dann landen diese grundsätzlich bei mir. Was ist mit Essen? Kann ich ein Bier haben? Darf ich die Currywurst probieren? Ist eine Kelle da? Wie soll der Merchstand aufgebaut werden? Hast du X oder Y gesehen? Wann gehen die Türen auf? Kommt Y und kommt auch Z? Es gibt keine Frage, die nicht gestellt wird. Auch Fragen, die man mit etwas Willen und Geschick durchaus selbst beantworten könnte… nein:
Es ist immer besser, wenn man mal eben nachfragt. Wahnsinn. Mein Kopf ist kurz vor dem Platzen. Ich gehe raus und begrüße einige der ankommenden Gäste, bis ich feststelle, das es Zeit zum umziehen ist.
Ich gehe um 19.45Uhr auf die Bühne und begrüße alle und weise darauf hin, das wir heute Abend die Show aufnehmen werden. Eine Info, zu der ich verpflichtet bin, denn: Es könnte ja durchaus sein, das jemand nicht auf einer Tonaufnahme zu hören oder bei einer Bildaufnahme zu sehen sein möchte.
Showtime:
Ich ziehe mich um und merke, dass meine Finger eiskalt sind. Ich werde wieder nervös. Einmal den Kopf durch die Tür gesteckt… der Laden ist bereits sehr gut gefüllt.
Das Intro läuft.
Wir starten mit „Black is the brightest Color“… guten Abend Dorsten… Herzlich Willkommen… Just sit back, Relax now and enjoy the…. „Killing Spree“… so schnell gehen die ersten 10 Minuten am Abend rum… wir gehen bündig über in „Still Alive“, den John auf dem Bass anstimmt.
Im Vorfeld hieß es, das alle wegen Ravenstine kommen würden… was nicht korrekt ist, denn es waren ebenso viele gespannt und neugierig auf The Secret of the Hanged Man, die einen tollen Auftritt, trotz aller Reisestrapazen, abliefern.
Wir haben uns darauf verständigt, das ich heute ein wenig feiern und auch ein Bier trinken darf, während Hanno sich um das Laden des Fahrzeugs und dem Verstauen der Backline kümmert. Das macht er auch die nächsten 4 Tage, wofür ich ihm sehr dankbar bin. In der ersten Reihe sitzt Jutta.
Jutta ist die Mama von Hanno und sie ist bisher bei jeder denkbaren Show von ihrem Sohn aufgetaucht. Ich bin sehr stolz und glücklich, das sie so viel Liebe und Engagement für ihren Sohn zeigt. Und das ist berechtigt, da Hanno ein sehr besonderer und wundervoller Mensch ist, ohne dem ich in den letzte Monaten nicht hätte musikalisch wachsen können.
Ebenso dankbar bin ich meinen Schwiegereltern, die den Weg nach Dorsten gefunden haben und sich die Show anschauen.
Meine Schwiegermutter lässt es sich nicht nehmen und schaut sich auch „The Secret oft he Hanged Man“ an und attestiert:
„Die sind aber auch sehr gut und die Leute feiern die ganz schön ab.“
Korrekt!
Dorsten war ein tolles Publikum und es waren Gäste vor Ort, die ich nicht erwartet habe… wie Matthias von der Metalbörse aus Darmstadt oder Günther aus Emden, der uns zweimal sehen wollte. Meine Sandkasten Freundin Melanie schafft auch den Weg nach Dorsten, was mich sehr freut. Schon als Kinder haben wir mit Förmchen, Stofftieren und Lego/ Playmobil und später auch Fussball zusammen gespielt. Wir haben uns die ersten Jahre unseres Lebens geteilt. Wir haben immer noch Kontakt zu einander und auch wenn wir uns nicht so oft sehen: Die Liebe und Sympathie füreinander ist immer geblieben.
Es ergibt sich der Moment, wo ich endlich Melanie meiner Freundin Anja vorstellen kann. Mit Anja bin ich fast 30 Jahre befreundet und in all diesen Jahren, konnte ich ihr nie Melanie vorstellen.
Lange Jahre hatten Melli und ich keinen Kontakt. Das kam erst vor ca. 4 Jahren wieder zustande, wofür ich Gott sehr dankbar bin. Melanie, Anja, Chrissa… alles tolle Frauen, die ich gerne um mich herum habe. Ebenso heute in Dorsten zu Gast:
Meine Ex-Frau Anna, die auch mit meiner lieben Frau Nina ein gutes Verhältnis hat, sowie meine „ex-Schwiegermama“ Rita, die für mich immer noch Mama ist und für die ich immer noch „Söhnchen“ bin.
Wenn ich so resümiere, dann begleiten mich viele dieser Menschen schon mehr als die Hälfte meines Lebens.
Es gibt Menschen, die sind Reich und es gibt Menschen, die haben viel Geld. Ich bin Reich, da ich viele Menschen um mich herum habe, die ich mag und Liebe und die mir selbst das Gefühl geben, gemocht und geliebt zu werden. Es ist und bleibt ein wundervoller Abend mit vielen tollen Menschen, denen ich sehr dankbar bin, das sie den Weg nach Dorsten auf sich genommen haben.
Ebenso dankbar bin ich dem kleinen "Mukkeday Stammtisch", der fast komplett angereist ist. Diese illustre Runde an Menschen, hat sich in der Zeit der Pandemie zusammengefunden und ich bin glücklich, das Piddi, Sven, Sandra, Petra, Claudia, Bodo, Fohle und Roland an diesem Abend mit dabei sind.
Danke