31/08/2023
Awareness-Konzept für ColorKink Veranstaltungen
DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE
Verhalten im Notfall 🆘
Wenn du unangemessenes Verhalten beobachtest oder erlebst, handle bitte aktiv. Jeder kann auf Vorfälle hinweisen.
Vor Ort:
Wende dich an das Awareness-Team, Security oder Thekenpersonal. Frage nach "Helga", um deine Notlage zu signalisieren. Awareness Team ist durch leuchtende Accessoires gekennzeichnet.
Handzeichen:
Nutze das Daumen-in-Faust-Zeichen bei der Bar, um heimlich Hilfe zu signalisieren. Andere werden darauf achten und unterstützen.
Notfalltelefon:
Ruf das Awareness-Team unter 06606059444 an, wenn dringende Hilfe nötig ist.
E-Mail:
Sende eine Nachricht an [email protected], um Vorfälle zu melden.
1. Atmosphäre
Auf ColorKink Veranstaltungen streben wir danach, eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich alle Menschen und Gäste wohl und sicher fühlen können, um eine positive Erfahrung zu haben. Leider kommt es gelegentlich vor, dass einige Personen ihr Verständnis von "Spaß haben" auf eine Art und Weise ausleben, die andere darin beeinträchtigt, ebenfalls eine gute Zeit zu haben. Dies kann durch übergriffiges, grenzüberschreitendes oder diskriminierendes Verhalten geschehen. Wir möchten betonen, dass solches Verhalten bei unseren Veranstaltungen nicht toleriert wird. Dieses Awareness-Konzept dient dazu, Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine angenehme und entspannte Zeit auf unseren Veranstaltungen gewährleisten, und somit einen sicheren Raum für alle Beteiligten schaffen.
2. Verhalten im Falle von Vorfällen
Wenn du übergriffiges, grenzüberschreitendes oder diskriminierendes Verhalten beobachtest oder selbst erlebst, ermutigen wir dich, aktiv zu handeln. Alle ColorKink Teilnehmer*innen können angesprochen werden, um auf solche Vorfälle hinzuweisen. Falls du Zeuge eines Vorfalls wirst oder davon betroffen bist, kannst du diesen melden:
Vor Ort: Wende dich an das Awareness-Team, das Security-Personal oder das Thekenpersonal.
Fragt dort einfach nach Helga. Dann wissen alle Bescheid, dass du Hilfe brauchst.
Ebenfalls kannst du ein einfaches Handzeichen nutzen. Den Daumen in der Faust!
Das Handzeichen mit dem Daumen in der Faust wird bei ColorKink bei der Bar genutzt, um heimlich auf eine potenziell gefährliche Situation aufmerksam zu machen und um Hilfe zu signalisieren. Indem man den Daumen in der Faust hält, während die Hand geschlossen ist, signalisiert man unauffällig, dass Unterstützung benötigt wird. Andere Personen, die mit dieser Geste vertraut sind, können darauf achten und diskret Hilfe anbieten. Dies hilft dabei, eine sichere und inklusive Umgebung zu gewährleisten, in der sich alle Gäste geschützt fühlen können.
Notfalltelefon: In dringenden Fällen kannst du das Awareness Team unter der Nummer 06606059444 erreichen.
E-Mail: Du kannst Vorfälle auch per E-Mail an [email protected] melden.
3. Veranstaltungsdetails
Um eine sichere Umgebung zu gewährleisten, setzen wir auf bestimmte Maßnahmen:
Awareness-Team: Bei jeder Veranstaltung gibt es ein Awareness-Team, das auf Vorfälle aufmerksam reagiert und Hilfe anbietet.
Rückzugsraum: Ein separater Raum steht zur Verfügung, in dem Gäste sich zurückziehen können, wenn sie sich unwohl fühlen oder Hilfe benötigen.
Security: Das Security-Personal ist anwesend, um Konflikte zu lösen, stark alkoholisierten Personen zu helfen und die allgemeine Sicherheit zu gewährleisten.
4. Präventive Maßnahmen
Um eine respektvolle und sichere Umgebung zu fördern, setzen wir folgende Maßnahmen um:
Die Bewerbung der Veranstaltung ist frei von sexistischen oder diskriminierenden Inhalten.
Schilder weisen auf das Awareness-Team hin und ermutigen Gäste, auf ihre Getränke zu achten, um vor möglichen Substanzen wie K.O.-Tropfen geschützt zu sein.
Wir setzen uns dafür ein, dass ColorKink Veranstaltungen für alle Teilnehmerinnen eine positive und sichere Erfahrung bieten. Jeder Einzelne kann dazu beitragen, indem wir aufeinander achten und respektvoll miteinander umgehen. Gemeinsam schaffen wir einen Raum, in dem Vielfalt und Wohlbefinden im Mittelpunkt stehen.
5. Strukturen
5.1. Awareness Team
Das Awareness Team verfolgt das Ziel, durch Sensibilisierung aller Beteiligten einen Raum zu schaffen, in dem aktiv gegen diskriminierendes Verhalten vorgegangen wird und Personen Unterstützung durch das Team erhalten können, wenn sie diese benötigen.
5.1.1. Grundsätzliches
Wir sorgen dafür, dass Frauen* im Awareness Team vertreten sind.
Vor der Veranstaltung besprechen und lesen wir den Leitfaden gemeinsam.
Alle Mitglieder des Awareness Teams sind nüchtern.
Wir sind für die Gäste erkennbar (z.B. durch eine Kennzeichnung) und über das Thekenpersonal oder das Notfall-Telefon erreichbar.
Wir zeigen Präsenz auf Veranstaltungen, indem wir die Location durchstreifen und die Stimmung beobachten.
Auffällige Personen sprechen wir aktiv an.
5.1.2. Zuständigkeiten des Awareness Teams
a. Das Awareness Team wird aktiv, wenn grenzüberschreitendes oder diskriminierendes Verhalten beobachtet wird, von anderen gemeldet wird oder von betroffenen Personen um Hilfe gebeten wird.
b. Wir achten auf stark alkoholisierte oder unter Einfluss von Substanzen stehende Personen. Wir sprechen sie an, fragen nach ihrem Wohlbefinden und helfen bei Bedarf, sie sicher nach Hause zu bringen.
c. Bei Streitigkeiten greifen das Security-Personal und das Awareness Team ein. Wir versuchen Deeskalation und sprechen zuerst mit den Beteiligten.
6. Umgang mit konkreten Situationen
Hier werden Handlungsmöglichkeiten bei Situationen aufgezeigt, in denen Personen mit grenzüberschreitendem, diskriminierendem Verhalten oder sexualisierter Gewalt konfrontiert sind. Diese Situationen können vom Awareness Team beobachtet, gemeldet oder von betroffenen Personen selbst berichtet werden.
Wir hören der betroffenen Person zu und nehmen sie ernst.
Wir erläutern, warum bestimmtes Verhalten als Grenzüberschreitung wahrgenommen wird.
Wir achten darauf, die eigene Wahrnehmung nicht aufzudrängen.
Wenn die betroffene Person keine Unterstützung möchte, respektieren wir das und bieten dennoch einen Ort für spätere Hilfe an.
Wenn die betroffene Person Unterstützung wünscht, bieten wir Gespräche oder Rückzugsmöglichkeiten an.
Körperkontakt wird nur nach ausdrücklichem Wunsch berührt.
Wir fragen, ob eine Vertrauensperson hinzugezogen werden soll.
Wir nehmen uns Zeit und beachten die Wünsche der betroffenen Person.
Wir bieten konkrete Unterstützung an und respektieren ihre Wünsche und Bedürfnisse.
6.1 Wenn das Awareness Team eine Situation beobachtet oder gemeldet wurde:
Wir erkundigen uns nach dem Befinden der betroffenen Person, z.B. "Ist alles in Ordnung? Fühlst du dich wohl mit der aktuellen Situation?"
Wir erklären der betroffenen Person kurz, warum bestimmtes Verhalten als Grenzüberschreitung wahrgenommen wurde oder gemeldet wurde.
Wir berücksichtigen jedoch, dass die Wahrnehmung der betroffenen Person und das gemeldete Verhalten nicht aufgedrängt werden. Möglicherweise empfindet sie die Situation anders.
Wenn die betroffene Person keine Unterstützung wünscht, respektieren wir das. Wir bieten jedoch einen konkreten Ort (z.B. die Theke) an, an dem sie Unterstützung erhalten kann, wenn sie es später doch möchte. Wir behalten die Person im Auge, um bei Bedarf erneut Hilfe anzubieten.
Wenn die betroffene Person um Unterstützung durch das Awareness Team bittet:
Wir hören der betroffenen Person aufmerksam zu und nehmen ihre Anliegen ernst.
Wir erklären, dass die Unterstützung nur das umfasst, was die betroffene Person wünscht, und stimmen alles mit ihr ab.
Wir bieten verschiedene Formen der Unterstützung an, wie Gespräche oder Möglichkeiten, aus der belastenden Situation herauszukommen. Wir fragen, ob sie sich zurückziehen möchte, beispielsweise in den Rückzugsraum.
Wir sind zurückhaltend mit Körperkontakt, es sei denn, die betroffene Person äußert ausdrücklich den Wunsch danach.
Wir erkundigen uns, ob die betroffene Person eine Vertrauensperson hinzuziehen möchte.
Wir stellen vorsichtige Fragen und vermeiden es, die betroffene Person zu rechtfertigen. Wir respektieren, wenn sie sich unwohl fühlt oder es ihr peinlich ist.
Wir nehmen uns und der betroffenen Person ausreichend Zeit, da es in Krisen wichtig ist, die Situation behutsam anzugehen.
Wir bieten konkrete Unterstützungsmöglichkeiten an, die auf die Bedürfnisse der betroffenen Person abgestimmt sind.
Wir berücksichtigen die Wünsche und Bedürfnisse der betroffenen Person und stellen unsere eigenen Interessen zurück. Wenn z.B. eine Konfrontation mit der beschuldigten Person nicht erwünscht ist, respektieren wir das.
Zusätzliche Unterstützungsmöglichkeiten können sein:
Wenn die betroffene Person bleiben möchte, klären wir ihre Bedürfnisse dafür, wie z.B. das Vorhandensein einer Begleitperson oder das Ansprechen der beschuldigten Person, sie in Ruhe zu lassen.
Wir bieten an, dass eine andere Person das Gespräch mit der beschuldigten Person führt, um die betroffene Person zu entlasten.
Falls gewünscht, kann die beschuldigte Person gebeten werden, die Veranstaltung zu verlassen oder ein Hausverbot zu erhalten.
Wir verweisen auf professionelle Unterstützungsmöglichkeiten oder weiterführende Beratungsstellen.
Wir kümmern uns darum, dass die betroffene Person sicher nach Hause kommt (z.B. durch das Rufen eines Taxis), wenn sie dies möchte.
6.2 Grenzüberschreitendes/diskriminierendes Verhalten
Die Definition darüber, ob es sich um eine sexualisierte Grenzverletzung handelt, liegt einzig und allein bei der betroffenen Person. Jede Person, die von sexualisierter Gewalt betroffen ist, hat das Recht, für sich selbst zu definieren, was sie als Gewalt wahrnimmt. Gewalt wird aufgrund persönlicher Erfahrungen, Geschichte und Gegenwart individuell unterschiedlich empfunden und bewertet. Ein Verhalten, das für eine Person eine Grenzüberschreitung darstellt, mag für eine andere Person harmlos erscheinen. Es ist wichtig, die Definition der betroffenen Person zu akzeptieren und zu respektieren, unabhängig davon, wie der Vorfall aussieht.
Nicht nur sexualisierte Gewalt, sondern auch rassistisches, antisemitisches, sexistisches oder homo-/transphobes Verhalten kann dazu führen, dass sich Menschen unwohl fühlen oder das Awareness Team informieren. Von verbaler Diskriminierung bis hin zu physischen Übergriffen reicht die Bandbreite solcher Verhaltensweisen. In jedem Fall ist es wichtig, die betroffene Person zu unterstützen und sich solidarisch zu verhalten, wenn sie sich aufgrund ihrer Identität angegriffen fühlt.
6.3 Defnitionsmacht
Defnitionsmacht bedeutet, dass nur die betroffene Person aufgrund ihrer individuellen Erfahrung darüber entscheiden kann, wann eine Grenzüberschreitung oder Gewalt vorliegt. Es sollte niemals in Frage gestellt werden, wenn eine Person von Gewalt oder einer Grenzüberschreitung spricht, unabhängig davon, wie der Vorfall wahrgenommen wird. Die betroffene Person sollte in keiner Weise daran gehindert werden, ihre Erfahrung zu benennen. Selbst wenn der Übergriff von anderen anders wahrgenommen wird, sollte die Wahrnehmung der betroffenen Person respektiert werden.
6.4 Parteilichkeit
Parteilichkeit bedeutet, sich vorrangig auf die Seite der betroffenen Person zu stellen, um ihr Vertrauen zurückzugewinnen. Bei Grenzüberschreitungen geht oft Vertrauen verloren, und der als sicher empfundene Raum wird gestört. In solchen Fällen ist es entscheidend, die betroffene Person zu unterstützen, indem man sich aktiv auf ihre Seite stellt. Neutralität ist in solchen Situationen nicht angebracht und könnte der betroffenen Person schaden. Es ist wichtig, sich auf die Seite der betroffenen Person zu schlagen und ihre Erfahrung zu respektieren. Jegliches Hinterfragen oder Zweifeln an ihrer Schilderung sollte vermieden werden.
6.5 Defnition Frau und Mann**
Die Begriffe "Frau" und "Mann" sind mit einem Sternchen* markiert. Dies soll auf unterschiedliche Identitätskonzepte hinweisen, die über die traditionelle Zweigeschlechtlichkeit hinausgehen. Diese Begriffe sind keine natürlichen Gegebenheiten, sondern soziale Positionen, die reflektiert werden müssen. Wir erkennen an, dass Geschlecht vielfältig ist und unterschiedliche Identitäten existieren, die nicht in die Zweigeschlechtlichkeit passen.
DANKESCHÖN
An das Autonome Feministische Kollektiv der Universität Hannover,
wir möchten uns herzlich bei euch bedanken für den Leitfaden, den wir als Basis für unser Awareness-Konzept bei ColorKink verwendet haben. Eure Arbeit und eure Ideen haben uns dabei geholfen, eine strukturierte und effektive Herangehensweise zur Schaffung eines sicheren und inklusiven Raums zu entwickeln.
Der von euch bereitgestellte Leitfaden war äußerst wertvoll für die Formulierung unseres Konzepts. Die klare Darstellung der Vorgehensweisen bei grenzüberschreitendem und diskriminierendem Verhalten sowie sexualisierter Gewalt hat uns geholfen, unsere eigenen Handlungsrichtlinien zu erarbeiten. Eure Ansichten zur Defnitionsmacht, Parteilichkeit und den Begriffen "Frau*" und "Mann*" haben uns inspiriert, diese wichtigen Konzepte in unser Awareness-Konzept zu integrieren.
Wir sind dankbar für eure Arbeit und euer Engagement im Bereich der Awareness-Arbeit und der Schaffung sicherer Räume. Indem wir eure Ideen adaptiert und auf unsere Veranstaltung übertragen haben, sind wir zuversichtlich, dass wir ColorKink zu einem Ort machen können, an dem sich alle Menschen wohlfühlen und frei von Diskriminierung und Gewalt sein können.
Bitte fühlt euch eingeladen, euer Feedback oder Anregungen zu unserem entwickelten Awareness-Konzept mit uns zu teilen. Eure Unterstützung hat einen wertvollen Beitrag dazu geleistet, unser Event sicherer und inklusiver zu gestalten.
Mit freundlichen Grüßen,
Euer ColorKink Team