Poesiegalerie

Poesiegalerie Temporärer Ort für zeitgenössische Dichtung in Wien
Nächstes Poesiegalerie-Festival 14.-16. November 2024

Neue Besprechung: "Ewiges Eis soll in eure Lenden fahren!" – Alexander Peer liest Rüdiger Görners Englische Elegien"Brüc...
20/12/2024

Neue Besprechung: "Ewiges Eis soll in eure Lenden fahren!" – Alexander Peer liest Rüdiger Görners Englische Elegien

"Brückenbauer im Akkord

Der Klappentext verrät allerdings nicht, wann genau diese Texte entstanden sind. Was sich vermuten lässt, ist ein Zusammenhang mit dem sich entweder abzeichnenden oder dem bereits vollzogenen Brexit. Görner hat sich über Jahrzehnte um eine enge Beziehung von England und den deutschsprachigen Ländern bemüht. Das belegen etwa die Gründung des Ingeborg-Bachmann-Zentrums für Österreichische Literatur 2002 oder des Zentrums für Britisch-Deutsche Kulturbeziehungen 2005 an der Queen-Mary-Universität in London. Bei den europäischen Toleranzgesprächen in Fresach 2019 hatte ich Gelegenheit, mit ihm zu sprechen. Eine seiner damals vorgebrachten Begründungen für den Brexit liegt im Selbstverständnis Britanniens, das sich immer noch als überlegen versteht und für den Kontinent wenig Wertschätzung hegt. „Das einst so beliebte Understatement der Briten hat sich in eine Sprache des Trotzes und des verletzten Stolzes verwandelt“, diagnostizierte der genau beobachtende Kenner. Es ist ein Paradoxon, dass alle Welt Englisch spricht, sich England aber von aller (europäischen) Welt abwendet und meint, allein viel schlauer zu sein. Darüber kann man zurecht klagen.

Der Band beginnt genau mit diesem Befund:

Wellenumrittenes Land, schaum- und schattengekrönt;
verinselter denn je in der Zeit.

Diese allzu vertraute Metapher der Insel steigert sich. Durch diese wehmütigen Befunde zieht sich eine Insel in Isolation, man mag das neologistisch eine Insolation nennen. Dabei ist der Commonwealth und damit das britische Empire präsent, doch gerade das Überschwappen des Globalen ins traditionell Nationale geistert bedrohlich durch die Nächte der Autochthonen. So heißt es in der zweiten Elegie:

Alptraum auf Englisch: kolonisiert zu werden
von den Kolonisierten.
Im Morgenrot erbleichen,
mit den Perücken der Richter das Urteil kaschieren
und den Haarausfall."

Besprechung: "Ewiges Eis soll in eure Lenden fahren!" - Alexander Peer liest Rüdiger Görners "Englische Elegien"

19/12/2024

Gedicht von heute / transmediale Poesiegalerie: "duften Tannen nach Terpenoiden", Isabella Breier

duften Tannen nach Terpenoiden,
wirft dann diese „Warenförmigkeit“ sofort ein Seil?
(falls ja, mit Wurfschlinge oder Würmern?)

mitunter ist’s ein erschöpfender Weg
von einer zersiedelten
Zo ... Zone
zur nächsten
(...)
Tonspur und Gedicht:

Neue Besprechung: "Mehrsprachige Welt" – Klaus Ebner liest Lorena Pirchers eure stimmen eure sprachen"In Südtirol wuchs ...
19/12/2024

Neue Besprechung: "Mehrsprachige Welt" – Klaus Ebner liest Lorena Pirchers eure stimmen eure sprachen

"In Südtirol wuchs die Autorin offenbar mit gleich drei Sprachen auf. Neben Deutsch und Italienisch auch noch mit der ladinischen Variante des Rätoromanischen. Auf diese Einflüsse nehmen die Gedichte viel Bezug. Wie bereits gezeigt wurde, kommen auch Wörter oder Phrasen einer der romanischen Sprachen vor, allerdings für mein Empfinden verblüffend selten. Nichtsdestotrotz ist es auch oder gerade diese Sprachenvielfalt, welche die Erinnerungen der Autorin belebt.

Die Gedichte drücken eine tiefe Verbundenheit aus, gewiss auch Wehmut und Melancholie. Ob diese Erinnerungen tatsächlich etwas Verlorenes beschreiben, bleibt zumeist offen, denn es ist möglich, jederzeit an die Orte der Kindheit zurückzukehren. Die Sprache aber, die kann sehr wohl in gewisser Weise verlorengehen, wobei nicht klar ist, ob es sich dabei um den Südtiroler Dialekt des Deutschen, das Italienische oder gar das Ladinische handelt – womöglich meint die Autorin ja das unnachahmliche Nebeneinander aller Sprachen ihrer Kindheit. In „kalt“ heißt es:

die müde sonne auf meiner hand:
von menschen die hier gewartet auf das blühen
der hagebutten in den falten meiner hände
verlorene sprache noch im ohr
die worte hat für das abheilen von schorf
und das bleiben von narben
die worte hat für das ende des sommers"

Besprechung:"Mehrsprachige Welt" Klaus Ebner liest Lorena Pirchers eure stimmen eure sprachen

17/12/2024

Poesiegalerie 2024, Tag 1: Performance United Queendoms

Poesiegalerie Fragebogen: Frieda Paris Wo findest du deine Themen? Eher in deinem Leben und unterwegs oder in Büchern un...
15/12/2024

Poesiegalerie Fragebogen: Frieda Paris

Wo findest du deine Themen? Eher in deinem Leben und unterwegs oder in Büchern und Medien?

Ich verknüpfe gefundenes und erfundenes Material. Die Resonanz von Unvereinbarkeiten interessiert mich.

Welche Bedingungen muss ein gelungenes Gedicht für dich erfüllen? Oder: Wann bist du sicher, dass ein Gedicht fertig ist?

Aus der Warte der Lesenden: Ich muss immer wieder hin, und wenn es mich im Wiederlesen trifft, als hätte ich es zum ersten Mal gelesen, dann …

Die POESIEGALERIE stellt ihren Autor*innen Fragen zum Schreiben - Heute die Antworten von Frieda Paris

Neue Besprechung: "Fester Boden im Luftgewebe" – Andreas Pavlic liest Nika Pfeifers TIGER TOAST"Ein Buch wie ein Überfal...
13/12/2024

Neue Besprechung: "Fester Boden im Luftgewebe" – Andreas Pavlic liest Nika Pfeifers TIGER TOAST

"Ein Buch wie ein Überfall, jedoch im umgekehrten Sinne. Hier wird nicht geraubt, sondern die Lesenden werden mit einer Fülle von Ideen, Verweisen, multilingualen Spielereien und poetischen Ein- und Ausdrücken überhäuft. Mit TIGER TOAST hat die Autorin und Sprachwissenschaftlerin Nika Pfeifer etwas geschaffen, das räumliche und sprachliche Grenzen überschreitet – und das womöglich jenseits der Erdatmosphäre.

„Inspiriert von der Idee, mit allerlei nicht-humanen, auch außerirdischen Intelligenzen Kontakt aufzunehmen, begreift und gestaltet die Autorin Sprache als etwas Faszinierendes, genuin Entgrenztes.“ So auf dem Buchrücken des Gedichtbands. Ob eine Kontaktaufnahme mit Außerirdischen einmal gelingen wird, steht noch in den Sternen. Einen Versuch wert wäre es mit folgendem Gedicht (um gleich vorweg etwaige Sprachbarrieren zu durchbrechen).

Langue long lang
long itude etude
meh tude me tong
me tongue’n’cheeck
speak’n all-tongue

s. „all-tongue/allspeak“, marvel multiversum"

Besprechung:"Fester Boden im Luftgewebe" Andreas Pavlic liest Nika Pfeifers TIGER TOAST

Poesiegalerie 2024, Tag 1: "Café Entropy"–Leseperformance von Barbara Rieger und Alain Barbero
11/12/2024

Poesiegalerie 2024, Tag 1: "Café Entropy"–Leseperformance von Barbara Rieger und Alain Barbero

NEUER TERMIN JOUR FIXENach den zahlreichen positiven Rückmeldung zum Terminvorschlag findet nun unser nächster Jour fixe...
09/12/2024

NEUER TERMIN JOUR FIXE

Nach den zahlreichen positiven Rückmeldung zum Terminvorschlag findet nun unser nächster Jour fixe der Poesiegalerie am Mi 18.12. um 18:30 Uhr statt. Bei Tee, Kaffee, Bier, Wein und Glühwein wollen wir mit euch das POESIEGALERIE-Festival und den Auftritt bei der Buch Wien R***e passieren lassen und freuen uns, wenn ihr etwas zum Diskutieren oder Vorlesen mitbringt. Wie immer sind wir auch über eure Essens- und Getränkebeiträge froh, wiewohl wir natürlich auch von unserer Seite wieder für euer leibliches Wohl sorgen werden.

Der Jour fixe findet wie gehabt in Wien im Erdgeschoss in der Lindengasse 29 im 7.Bezirk statt. Wir freuen uns über die Ankündigung eures Kommens per E-MAIL. [email protected]

Poesiegalerie Fragebogen: Astrid Nischkauer"Wo findest du deine Themen? Eher in deinem Leben und unterwegs oder in Büche...
08/12/2024

Poesiegalerie Fragebogen: Astrid Nischkauer
"Wo findest du deine Themen? Eher in deinem Leben und unterwegs oder in Büchern und Medien?

Mit meinem Schreiben trete ich in ein Gespräch mit Kunstwerken der bildenden Kunst oder mit Menschen, reagiere auf das, was mich berührt und verändert. Bei Lyrik geht es allerdings weniger um Themen, sondern mehr um den Fluss der Sprache und den Klang und Rhythmus der Worte. Und diese Stimme kommt aus meinem Innersten, nicht von außen."

https://www.poesiegalerie.at/wordpress/2024/12/08/fragebogen-astrid-nischkauer/

Das VOR-Magazin Gedicht im Dezember ist von Míra Magdalena Sickinger
07/12/2024

Das VOR-Magazin Gedicht im Dezember ist von Míra Magdalena Sickinger

Neue Besprechung:" Das Ich auf der Suche nach sich selbst" - Christian Schacherreiter liest Kirstin Breitenfellners Gedi...
06/12/2024

Neue Besprechung:" Das Ich auf der Suche nach sich selbst" - Christian Schacherreiter liest Kirstin Breitenfellners Gedichte ohne ich.

"Es geht Kirstin Breitenfellner nicht darum, das Ich auszulöschen, sondern darum, trügerische Ich-Sicherheiten zum Tanzen zu bringen und allzu schlichte Vorstellungen von einem durchschaubaren oder gar autonomen Selbst beharrlicher Kritik auszusetzen. Damit knüpft sie an den philosophischen Diskurs über das Subjekt an, der sich seit der Aufklärung hartnäckig behauptet.

Kant zeigte dem Subjekt seine Erkenntnisgrenzen, Schopenhauer reduzierte es auf die dumpfen Kräfte Wille und Vorstellung, Ernst Mach meinte, es sei ohnedies nicht zu retten, und neuere Phänomene wie Trans- und Posthumanismus verkünden uns auch keine ermutigenden Neuigkeiten. Irgendwie schwingen diese Diskurse in den „Gedichten ohne ich“ mit, auch wenn sie nicht explizit zitiert werden. Dass sich Kirstin Breitenfellner als Lyrikerin auf dieses weite philosophische Feld eingelassen hat, war mutig; tollkühn war es aber nicht, denn Breitenfellner kann, was sie tut!"

" das ich ist immer tätig
es strebt auf etwas zu
dass es sich selbst bestätigt
es lässt sich nicht in ruh"

Besprechung: "Das Ich auf der Suche nach sich selbst" - Christian Schacherreiter liest Kirstin Breitenfellners "Gedichte ohne ich."

Gedicht von heute:  "Und es schleicht sich ein wie hier nie" - Christian Steinbacher"Und es schleicht sich ein wie hier ...
03/12/2024

Gedicht von heute: "Und es schleicht sich ein wie hier nie" - Christian Steinbacher

"Und es schleicht sich ein wie hier nie *
Und das sollt auch stellen ein Knie
Bis wer kreucht hervor vis-à-vis
Und der schleicht sich ein wie hier nie
ein wie hier nie
Da! er gibt nun ab die Regie
Und es schleicht sich ein wie hier nie
Wenn auch das Mausen
sticht wie ein Tischtuch
oder am Glanzpunkt
oder am Umstand
oder im Anzug
oder im Umhang
oder im Ansturm, Ansturm, Ansturm
huschen, kuschen, tuscheln, puh
(...) "

https://www.poesiegalerie.at/wordpress/2024/12/03/gedicht-steinbacher-tanz-der-rollvenen-2/

Die Rezensent*innen der Poesiegalerie empfehlen:    Mira Magdalena Sickinger: FÜR EUCH VERGOSSEN. POESOPHIE.    Elke Laz...
02/12/2024

Die Rezensent*innen der Poesiegalerie empfehlen:

Mira Magdalena Sickinger: FÜR EUCH VERGOSSEN. POESOPHIE.
Elke Laznia: fischgrätentage.
Anne Marie Pircher: Aria.
Frieda Paris: Nachwasser.
Stefan Schmitzer: loop garou. Invokationen.
Isabella Krainer: Heul doch!
Hannah K Bründl: Mother_s
Renate Welsh: Leih mir dein Ohr.
Nika Pfeifer: TIGER TOAST.
Thomas Ballhausen: Unter elektrischen Monden.
Ulrich Koch: LETZTE HILFE KURS. Gedichte.
Evelyn Schlag: ins weiße meer der schrift

https://www.poesiegalerie.at/wordpress/2024/12/02/lyrikempfehlungen-2024/

Poesiegalerie Fragebogen: Veronique HomannWelche Autorinnen und Autoren, welche Gedichte haben dich geprägt, fürs Schrei...
01/12/2024

Poesiegalerie Fragebogen: Veronique Homann

Welche Autorinnen und Autoren, welche Gedichte haben dich geprägt, fürs Schreiben sowie fürs Leben?

Fontane, Nietzsche, Dostojewski haben mich als Leserin geprägt. In Bezug auf das Schreiben hat mich die Literaturwissenschaft mehr geprägt als Literatur selbst. Zwei Gedichte aber, die für mich verkörpern, worauf es beim Schreiben ankommt, sind „Keeping Things Whole“ von Mark Strand und „the nowhere / to be found / is somewhere / to be seen / the elsewhere / to explore / is everywhere between“ von Rhea Krčmářová.

Woran schreibst du gerade bzw. woran hast du zuletzt geschrieben?

Ich habe die Arbeit an einem Lyrikband aufgenommen. „Enzian“, der Auftakt und das erste Gedicht daraus, lässt sich im Lyrikjahrbuch der AG Literatur finden, das im Oktober 2024 in der Edition AS erschienen ist.

Fragebogen: Die POESIEGALERIE stellt ihren Autor*innen Fragen zum Schreiben: Heute die Antworten von Veronique Homann

Liebe Kolleg*innen!Nach zwei poetisch intensiven und erfolgreichen Wochen möchten wir euch ganz herzlich zum Krampus-Jou...
28/11/2024

Liebe Kolleg*innen!

Nach zwei poetisch intensiven und erfolgreichen Wochen möchten wir euch ganz herzlich zum Krampus-Jour fixe der Poesiegalerie am Do 5.12. um 18:30 Uhr einladen. Bei Tee, Kaffee, Bier, Wein und Glühwein wollen wir mit euch das POESIEGALERIE-Festival und den Auftritt bei der Buch Wien R***e passieren lassen und freuen uns, wenn ihr etwas zum Diskutieren oder Vorlesen mitbringt. Wie immer sind wir auch über eure Essens- und Getränkebeiträge froh, wiewohl wir natürlich auch von unserer Seite wieder für euer leibliches Wohl sorgen werden.

Der Jour fixe findet wie gehabt in Wien im Erdgeschoss in der Lindengasse 29 im 7.Bezirk statt. Wir freuen uns über die Ankündigung eures Kommens per E-Mail unter [email protected]

Adresse

Gumpendorfer Straße 63 B
Wien
1060

Öffnungszeiten

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Freitag 18:00 - 00:00
Samstag 18:00 - 00:00

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Was ist die POESIEGALERIE?

Liebe Freundinnen und Freunde der Dichtkunst!

Die POESIEGALERIE versteht sich als Forum für zeitgenössische Poesie und wird vom 7.-9. November in der IG Architektur, Gumpendorferstr. 63B, 1060 Wien, einen Überblick über die aktuelle Lyrikproduktion in Österreich vermitteln. Nach der erfolgreichen Premiere im Vorjahr will die POESIEGALERIE auch heuer wieder der Dichtung und den Lyrik publizierenden Verlagen einen Ort der Sichtbarkeit geben und auch neues Publikum anziehen.

Das Herzstück der POESIEGALERIE sind 15-minütige Lesungen, die gelegentlich von Livemusik begleitet werden, und die ausgestellten Lyrikbände der teilnehmenden Verlage. In den sogenannten „Wilden Stunden“ erhalten DichterInnen ohne eigenes Buch die Möglichkeit, sich in 7-min-Lesungen zu präsentieren.

Heuer nehmen folgende 15 Verlage teil, bei denen wir uns besonders für die Bereitschaft zur Zusammenarbeit und das positive Echo auf die Idee bedanken möchte: