26/08/2015
Ich lese immer wieder gerne die Geschichte meiner Familie. Das Haus der Gundels ist wieder aufgebaut im Freilichtmuseum Bad Windsheim
Hier die Storry:
Die Geschichte des Gundel geht auf Johann Gundel zurück, der mit 13 Jahren sein Elternhaus im bayrischen Ansbach verließ und zu seinem Verwandten nach Pest aufbrach. Unterwegs begegnete er Eduard Sacher, damals Lehrling im Delikatessengeschäft seines Vaters Franz Sacher in Wien. Die beiden freundeten sich an, und Johann begann bei Franz Sacher eine Ausbildung. Nach deren Abschluss, 1857, setzte Johann Gundel seine Reise nach Pest fort, wo er eine Zeit lang im Wirtshaus seines Verwandten als Piccolo arbeitete und nebenher eine Kellnerschule besuchte.
Durch seine Qualifikation erhielt er eine Anstellung als Oberkellner im eleganten Budapester Goldenen Adler, heiratete später und erwarb 1879 sein erstes eigenes Restaurant, die Wiener Bierhalle. Dann kamen hinzu: das Gasthaus Blumenstöckl und das Hotel István Főherczeg, das sich bald mit den großen Hotels in München und Wien messen konnte. 1915 starb Johann Gundel im Alter von 69 Jahren. Sein Sohn Karl Gundel (Gundel Károly) hatte vorsorglich schon seit 1910 die Geschäfte des Vaters übernommen.
Karl Gundel beherrschte vier Fremdsprachen, hatte im heimischen Unternehmen das Fach von Grund auf gelernt und ging danach auf Wanderschaft nach Deutschland, Frankreich, England und in die Schweiz. Mit 25 Jahren kehrte er zurück nach Budapest und übernahm das Restaurant Wampetics im Stadtwäldchen. Von 1920 bis 1925 pachtete er außerdem das Restaurant des Hotel Royal und 1927 bis 1948 die Restaurants im Hotel Gellért. Mit seiner Frau und seinen insgesamt 13 Kindern bewohnte er das Obergeschoss des Wampetics. Karl Gundel kreierte zahlreiche Speisen, darunter die berühmten Gundel-Palatschinken mit Nuss-Rosinen-Rum-Füllung und Rum-Schokoladensoße.
Ab 1910 stieg der Ruf der Familie Gundel. 1937 wurde Karl Gundel von der Regierung beauftragt, das Bankett für den Besuch des italienischen Königs Vittorio Emanuele zu organisieren. 1945 benannte er das Restaurant Wampetics in Gundel um. 1949 wurden das Gundel und das Restaurant Gellért verstaatlicht. 1956 verstarb Karl Gundel, erblindet, nach mehreren Operationen.
1980 wurde das Gundel unter Denkmalschutz gestellt, konnte aber seit der Verstaatlichung nicht mehr an den Glanz vergangener Zeiten anknüpfen. Ronald S. Lauder und George Lang (György Láng), ein in den USA lebender ungarischer Gastronom, kauften das Gundel 1991 vom Staat zurück, mit der Intention, „… das Restaurant zu früherer Größe und in die Reihe Europas feinster und vornehmster Lokale zurückzuführen“. So findet man auf der neuen Speisekarte Spezialitäten aus den wichtigsten Küchen der Welt ebenso wie traditionelle ungarische Gerichte. 1999 zählte der Sydney Morning Herald das Gundel zu den zehn besten Restaurants der Welt, und das zeigt sich auch an Persönlichkeiten, die das Gundel im Laufe der Zeit besuchten. Hier dinierten unter anderem Albert von Monaco, Jacques Chirac, Königin Elisabeth II., Otto von Habsburg, Hillary Clinton, Johannes Paul II., George Pataki, György Solti und Tony Curtis. Im Jahr 2000 konnte der einmillionste Gast begrüßt werden.