Berlin wird nach wie vor geprägt von den Möglichkeiten, die sich aus den historischen Brüchen, dem Strukturwandel und den daraus resultierenden Freiräumen ergeben. Mit dem steigenden Erfolg Berlins verengen sich jedoch die Spielräume. Mit der Verknappung der Freiräume schwinden die günstigen Bedingungen für die Kulturproduktion, die maßgeblich zum Erfolg der Entwicklung Berlins und dessen Identität beitragen.
Es ist dringend notwendig, dass immer mehr Akteurinnen und Akteure der Stadt diese Dynamiken und Entwicklungen sowie deren Konsequenzen reflektieren und aktiv eingreifen, um bezahlbare kreative Orte und Räume für die Produktion und Präsentation von Kunst und Kultur im Stadtinneren zu erhalten und neu zu erschließen.
In der Alten Münze haben wir aus eigener Kraft ein Ökosystem entwickelt, das neue Wege geht, um einen öffentlichen Kreativstandort in Berlin zu schaffen, der Kultur sowieFreiraum ermöglicht und sich zugleich wirtschaftlich trägt und sich sowohl sozial, ökonomisch und ökologisch nachhaltig gestaltet. Dabei ging es uns darum einen Ort zu schaffen, der stets dynamisch und unfertig genug ist, um ihn mitzugestalten. All diese organisch gewachsenen und erarbeiteten Strukturen sowie Maßnahmen wollen wir in der Zukunft im Sinne der Stadtgesellschaft weiterentwickeln und mit neuen Impulsen und Ideen aller Mitstreiterinnen und Mitstreiter ausgestalten.
Als Leitgedanke unserer Visionen für die Zukunft legen wir die aktuelle Zwischennutzung seit 2014 der Alten Münze und unsere daraus resultierenden Erfahrungen zugrunde und wollen das Areal auch künftig in diesem Sinne gemeinsam mit den verschiedenen Interessengruppen zu einem zukunftsfähigen Kultur- und Kreativstandort weiterentwickeln:
In unserer Vision ist die Alte Münze der Zukunft ein wirtschaftlich tragfähiger, flexibler Standort, der Freiraum, Kultur, Kreativwirtschaft und Veranstaltungen interdisziplinär, gleichberechtigt und aktiv an einem Ort vereint. Der sich seiner Geschichte sowie den heutigen stadt- und kulturpolitischen Verantwortungen bewusst ist und unter Einbeziehung seines Umfeldes, einer diversen Stadtgesellschaft, verschiedener Akteurinnen und Akteure der Kunst- und Kulturszene sowie bereits bestehender Strukturen im größtmöglichen Maße und mit einer hohen Vielfalt an Formaten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird und dabei die umfangreiche und bedrohte Kultur- und Kreativszene Berlins abbildet.
Wir haben seit 2014 die Räumlichkeiten des ehemaligen Münzprägewerks Stück für Stück wieder nutzbar gemacht, verwalten und bespielen die Passerelle, das Produktionsgebäude und das Townhouse am Molkenmarkt 2 sowie weite Teile der Kellerflächen.
Bereits jetzt verorten sich unter der Federführung der Spreewerkstätten 30 junge, aufstrebende Projekte, Initiativen und Startups mit insgesamt 90 MitarbeiternInnen und 20 KünstlerInnen, die in über 15 geschaffenen Ateliers arbeiten.
Sogenannte „Räume der Begegnung“ fördern den Austausch und die Vernetzung. Die Synergieeffekte, die dabei entstehen, sind bereits jetzt sichtbar. Seit Januar 2015 haben sich acht Initiativen aus den Spreewerkstätten heraus neu gegründet.
Gemeinsam verwirklichen wir verschiedene Projekte im Bereich der Kultur und Kreativwirtschaft und bespielen die Veranstaltungsflächen der Alten Münze. Daraus resultieren regelmäßige Ausstellungen, Konzerte, Clubveranstaltungen, historische Führungen, Diskurse, Tage der offenen Tür sowie Märkte, Konferenzen, Workshops und viele weitere Formate.
Unter den Prämissen der Partizipation und Nachhaltigkeit, setzen die Spreewerkstätten für die Flächen der Alten Münze von Beginn an auf ein interdisziplinäres Nutzungskonzept aus sich ständig wandelnden Kulturflächen und – akteuren, Gesellschaftswerkstatt und wirtschaftlichen Akteuren.
Neben der Bespielung ist uns die Erhaltung und Instandsetzung der historischen Flächen ein großes Anliegen. Somit haben wir in den vergangenen Jahren rund 10.000qm nutzbar gemacht, behutsam mit Infrastruktur versehen und als Arbeits-, Veranstaltungs-, oder Gemeinschaftsfläche hergestellt und somit das Gebäude zunehmend der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, was uns im Zuge der wachsenden Betreiberschaft des Ortes ein immer größeres Anliegen wurde. So arbeiteten wir mit verschiedenen Konzepten wie Begrünung und der Schaffung von Sitzmöglichkeiten an der Aufenthaltsqualität des industriellen Innenhofes.
Zudem errichteten wir das Urban Gardening Projekt „Münzgarten“, und das Community Café „The Greens„, das heute täglich Besucherinnen und Besucher auch arealübergreifend zu uns in die Alte Münze zieht. Als essentielles Ergebnis interner Quersubventionierung konnten wir 2016 die Initiative 2 OG auf zwei Etagen des Produktionsgebäudes ins Leben rufen. Im Rahmen dessen werden diverse Ateliers an KünstlerInnen der Freien Szene vergeben und auf den den angeschlossenen Projektflächen ein öffentliches Kunst- und Kulturprogramm für den Standort entwickelt.
Zufrieden sind wir jedoch noch längst nicht. Ziel ist es, uns in einem kooperativen Prozess mit allen Beteiligten – von der Hausgemeinschaft über die Nachbarschaft bis hin zu unseren externen Partnern – zusammenzufinden, um das gesamte Areal der Alten Münze zu einem dauerhaften Zentrum für freie und interdisziplinäre Arbeit, kreative Produktion, öffentliche Veranstaltungen und für kulturellen und gesellschaftlichen Diskurs auszubauen, in welchem mögliche Formen des Lebens und Arbeitens sowie der Gesellschaft in der Zukunft imaginiert und ausprobiert werden können.
Wir haben im Rahmen der Zwischennutzung erfolgreich ein Quersubventionierungskonzept implementiert, in dem finanzstärkere Akteurinnen und Akteure mehr zahlen und somit Freiraum bzw. erschwinglicher Raum für Projekte und Einzelpersonen aus dem Bereich der freien Kultur entsteht. Dabei wissen wir, was es bedeutet ein solches System am Laufen zu halten und stets zu justieren und mit den daraus resultierenden Herausforderungen umzugehen.
Die fruchtbare Verschränkung von Kultur und Kreativwirtschaft geht für uns mit einem interdisziplinären und dynamischen Mix an Akteurinnen und Akteuren und somit einem diversen Mieterportfolio einher. Über die Jahre lernten wir, wie wir ein solches kreieren und erhalten sowie weiterentwickeln können. Eine Schlüsselkompetenz ist für uns dabei ein holistischer Blick für das gesamte Areal und das Community Management, das die verschiedenen Parteien kontinuierlich zusammenbringt, zum Austausch motiviert und somit Synergien schafft.
Mit unserer entwickelten Expertise in der Betreibung des Areals der Alten Münze wären wir grundsätzlich in der Lage und bereit die Aufgaben einer Gesamtbetreiberschaft und damit einhergehende Verantwortungen für den Standort auch in Zukunft zu übernehmen.
Im Kontext der stadtentwicklungs- sowie kulturpolitischer Entwicklungen und im Sinne der Stärkung eines partizipativen und transparenten Vergabeverfahrens der Alten Münze für ihre künftige Nutzung, ist die Gesamtbetreiberschaft kein Modell, das wir für uns vereinnahmen möchten. Vielmehr bieten wir an dieser Stelle Verwaltung, Politik und allen Mitstreiterinnen und Mitstreitern unsere Expertise an, um das historische Areal auch in Zukunft zu einem funktionierenden, tragfähigen Kultur- und Kreativstandort zu entwickeln, der eine vielseitige Mischung an Akteurinnen und Akteuren unter sich vereint.
Dazu schlagen wir vor, dass im Sinne einer Ersatzfunktion der gesamtbetreiberschaftlichen Verantwortung, die wir aktuell in der Zwischennutzung für die Alte Münze übernehmen, an diese Stelle ein übergeordnetes Kuratorium tritt, dem unter anderem wir beiwohnen, das über die Entwicklung der gemeinschaftlichen und öffentlichen Flächen der Liegenschaft im Sinne aller Parteien vor Ort sowie der Stadtgesellschaft als offenen und zukunftsgerichteten Kulturstandort entscheidet.
Unser aktuelles und ganzheitliches Nutzungsmodell, das unter den Schlagworten Freiraum, Kultur und Veranstaltungen mithilfe eines solidarischen Vermietungskonzept eine interdisziplinäre kreative Gemeinschaft und diverse Projekte in der Alten Münze erfolgreich etablieren konnte, wollen wir in der Zukunft nach der Sanierung in einem kleineren Rahmen in der Passerelle der Alten Münze weiterführen.
Während die aktuelle Zwischennutzung im Zeichen der Erschließung und Erhaltung der Flächen für Kulturschaffende und Veranstaltungsformate steht, um Nutzerinnen und Nutzern mit unterschiedlichen Voraussetzungen und Mitteln die Möglichkeit zur Teilhabe an der Immobilie zu bieten, soll die langfristige Nutzung dieses Konzept stärken und nachhaltig ausgestalten. Das heißt, dass durch das bereits erprobte Konzept der Quersubventionierung Freiraum inmitten der Stadt und ein Kulturstandort neuer Art, der nicht auf institutionelle Förderung angewiesen ist, geschaffen werden kann. Grundlage dieses Konzepts ist ein Wunsch nach Ressourcenverteilung zu Gunsten finanzschwächerer Kunst- und Kulturakteure in einem großen Ökosystem unterschiedlicher Nutzer sowie die ökonomische Autarkie.
Die Alte Münze soll auch in Zukunft einen wichtigen Mehrwert für das öffentliche Kulturprogramm der Stadt darstellen und sich als Ort mit hoher Aufenthaltsqualität etablieren. Das Konzept des Münzgartens soll auch auf weitere Teile des Innenhofs ausgeweitet werden.
In einem starken öffentlichen Programm, welches der Standort Alte Münze liefern kann, liegt eines seiner Stärken. Die Clubnutzung, die im ersten Untergeschoss des ehemaligen Produktionsgebäudes die die bereits am Standort vorhandenen Aktivititäten unseres Prägewerkes forführt, bietet der Stadt eine neue Perspektive auf nachhaltige Clubnutzung.
Weiterhin wird mit dem gastronomischen Betrieb im Rahmen des “The Greens – Coffee and Plants” mit Öffnung zur Spree ein weiteres öffentliches Format gespielt, das zudem auch ein touristisches Publikum ansprechen kann. Neben den Veranstaltungsflächen im ersten Obergeschoss der Passerelle, die von Externen angemietet werden, auch um öffentliche Formate zu veranstalten, soll das Haus tagsüber frei zugänglich sein und über ein Präsentationsformat zur Vermittlung der Geschichte des Ortes beitragen.
Basierend auf der bereits eingangs formulierten Vision für die Alte Münze möchten wir in Zukunft den essentiellen Kern der bereits am Standort existierenden kreativen Gemeinschaft sowie erfolgreich etablierten und bewährten Strukturen und die bereits bestehende Gastronomie “The Greens – Coffee and Plants” zu erhalten sowie konstruktiv weiterentwickeln. Unsere räumliche Verortung auf dem Areal sehen wir dabei in der Passerelle, die sich künftig mit dem Durchbruch zur Spree zum Rolandufer öffnen wird. Mit Blick auf die Aktivierung der Kellerflächen und unserer bisherigen clubkulturellen Aktivitäten sehen wir uns zudem als Akteur und der Betreibung sowie Bespielung der entstehenden Clubflächen.
Dabei ist es uns wichtig unserer Identität und Dynamik als interdisziplinäres Mischkonzept und organisch gewachsener, wirtschaftlich unabhängiger Kultur- und Kreativstandort treu zu bleiben sowie unser umfassendes Know-How vor Ort aktiv zur Verfügung zu stellen.