26/02/2023
Adrian, Großmeister unseres Backstageberreich wurde vom Live Undead Team interviewt. Seine Meinungen zur Subkultur in Bielefeld, seinen Lieblingsbands und wie er überhaupt im JZ Stricker gelandet ist gibt es hier zu lesen.
Bevor es denn nächste Woche mit dem ersten Interview zum kommenden LIVE UNDEAD 38 losgeht, habe ich wieder einmal mehr die Leute hinter den Kulissen interviewt.
Adrian dürfte ja dem ein oder anderen bekannt sein.
Entweder von seiner Band GARDEN OF SINNERS oder aus dem Jz Stricker eben......
1.)Grüß Dich Adrian !
Stell Dich doch bitte einmal vor.
Du bist ja seit einiger Zeit Team-Mitglied des Jz Strickers.
Wie bist Du dazu gekommen und was sind Deine Aufgaben dort?:
-Moin Carsten.
Angefangen im Stricker habe ich als Theken-Kraft für die Konzert-Abende, zunächst aber nur sporadisch.
Julian hatte mich gefragt, ob ich nicht mal einspringen könnte. Die nächsten Male, die ich dort aushalf, konnte ich das
Team näher kennenlernen und als dann auch die Stelle im Backstage frei wurde, wurde ich gefragt, ob ich mir das
längerfristig vorstellen könne. Daraufhin habe ich zugesagt. Die Entscheidung habe ich bis heute nicht bereut!
Im Backstage bin ich zuständig für das leibliche Wohlergehen der Bands inklusive ihrer Crew, sowie natürlich auch der
Mitarbeiter des JZ Stricker. Dies beinhaltet ein breit gefächertes Essensangebot und ein ausreichendes Angebot an
Warm- und Kaltgetränken, um alle über den ganzen Abend hinweg bei bester Laune zu halten, auch wenn es mal
länger geht.
2.)Wie bewertest Du die lokale Jugendarbeit in Bielefeld ?
Speziell das Thema Musik würde mich dazu interessieren.
Gibt es da noch Luft nach oben?:
-Also zu diesem Thema habe ich bisher immer eine starke Meinung vertreten und bleibe auch dabei zu sagen, dass in
Bielefeld hinsichtlich Konzertveranstaltungen ein großes Potential besteht, welches leider überhaupt nicht ausgeschöpft
wird. Locations wie beispielsweise das Forum, das Movie, das Kamp oder der Falkendom sind absolut geile und
geeignete Konzertsäle. Häufig sind es rechtliche Gründe, sicherlich auch Geldfragen, die die Organisation von
Konzerten aus Sicht der Veranstalter unmöglich machen. Das Stricker ist meiner Meinung nach die einzige Location mit
einem geeigneten Konzertsaal, das auf regelmäßiger Basis Konzerte im musikalisch alternativen Bereich auf die Beine
stellt.
Was sehr schade ist, ist dass die Stadt das Potential im Bereich Rock-, Punk- und Metal-Konzerte scheinbar gar nicht
sieht. Wenn man die letzten Konzerte im Stricker betrachtet, scheint der Durst nach Konzerten und nach einem
sozialen Miteinander nach der Corona-Phase wieder größer geworden zu sein. Liegt ja auch voll in der Natur der
Sache.
Vor allem die Besucherzahlen des letzten Live Undead's haben die Erwartungen komplett übertroffen.
Und das sogar im musikalischen Nischenbereich!
Von der Stadt werden zwar Kulturveranstaltungen im Bereich der klassischen Musik, Theaterveranstaltungen, Stand-
Up-Comedy, etc., stärker gefördert, aber der unkommerzielle Bereiche der Jugendkonzertkultur bleibt da immer ein
Stück weit außen vor.
Ich selber habe zwar noch nie ein Konzert veranstaltet und bin überhaupt nicht in die Abläufe involviert, aber was ich
sehe, sind leerstehende Bühnen auf der einen Seite und andererseits ambitionierte Musiker und ein treues und
zahlreiches Publikum. Ich möchte diese Locations nicht verschwinden sehen, so wie es in größeren Städten bereits
Realität geworden ist. Kulturauftrag bedeutet, der Jugend zuzuhören und Räume zu erhalten.
Man darf auch gespannt bleiben, was jetzt mit dem Jahnplatz Forum passieren wird. Proberäume? Jugendtreffs? Ich
hoffe sehr, dass mit der Entscheidung nun endlich ein wegweisendes Zeichen für Jugendkultur und alternative
Musikkultur in Bielefeld gesetzt wird.
3.)Du bist ja selber Heavy Metal Fan.
Welche "Schubladen" sind dort für dich am interessantesten?
Gibts eine Band oder Platte die Dich ganz besonders beeinflusst hat oder noch immer beeinflusst?
Das wäre sicherlich ja interessant dann auch die Band im JZ Stricker "on stage" zu haben.....*rein fiktiv gesehen*
Generell wäre es dann ja auch ein "Träumchen" nicht hinten in der Küche zu stehen,oder?:
-Mit den Standard-Gateway-Bands ging es bei mir los, fair enough und ich bin dann zügig zum Death Metal und dann
später zum Black Metal gekommen. Im Black Metal gibt es ja noch so viele Unterkategorien, für die wurden teilweise
noch gar keine Bezeichnungen gefunden. Naja warum auch. Aber ich finde im Bereich Black Metal sehr spannend, dass
man erkennt, von wem die Bands inspiriert sind und wie sie in ihre eigene Musik dann neuere Stilmittel einflechten
und das Genre sinnlogisch vorantreiben. Spontan zu nennen sind da für mich Panzerfaust, Nordjevel, Akhlys und Uada.
Und klar, für mich wäre es persönlich sehr geil, auch solche Bands mal im Stricker live zu sehen, sag niemals nie.
Aber du fragtest ja auch nach meinen Evergreens. Das ist genremäßig total querbeet, ich zähl mal meine absoluten
Favorites auf:
Misfits – Famous Monsters,
Dissection – Reinkaos,
Katatonia – Last Fair Deal Gone Down,
Fäulnis – Snuff/Hiroshima,
Bad Religion – How Could Hell Be Any Worse,
Type O Negative – October Rust.
Ähm ja, das zum
Thema Heavy Metal Fan. :D
Das sind aber auch so Platten, wo jeder Song ein Hit ist und die teilweise seit zwei Jahrzehnten jedes Jahr wieder von
mir hervorgekramt werden.
Aber nicht zu vergessen, S***m spielt bei mir auch eine große Rolle! Die „Live in Bangkok“ ist ja eh fast die beste
Live-Platte nach der „The Wacken Carnage“ von Bloodbath.
Aktuell spannende Untergrund-Bands sind für mich noch Theotoxin, Whoredom Rife, Sumerian Tombs und Valborg,
deren Logo sicherlich auch gut einen Live Undead-Flyer dekorieren würde. ;-)
4.)Mit GARDEN OF SINNERS bist Du ja selber auch musikalisch unterwegs.
Die lokal recht bekannte Black-/Death Metal Band hat ja ein starkes Album vor einiger Zeit veröffentlicht und wir sind
gespannt auf neues Material.
Wie ist da denn der Stand der Ding?
Als Basser agiert man ja immer ein wenig in Zweiter Reihe und der ein oder andere Witz bezüglich der Position
geistert ja auch durchs Netz. ;-) :
Momentan läuft bei uns wieder allmählich die Songwriting-Phase an. Unser Debut-Release ist jetzt schon dreieinhalb
Jahre her und es bietet sich jetzt an, dass wenn alles steht, wir wieder ins Studio wollen für die nächste Scheibe.
Nach wie vor sind wir aber noch auf der Suche nach einem Nachfolgegitarristen, da wir im Herbst auch vereinzelt
Shows spielen wollen. Wenn es da also jemanden gibt, der das gerade liest und sich als für den Job geeignet hält,
dann solle er/sie sich mal bitte bei uns melden. ;-)
Also als reiner Bassist sehe ich mich aber auch schon lange nicht mehr, da ich sogar viel häufiger an der Gitarre sitze.
Bass spielen funktioniert meines Erachtens nach irgendwie auch nur, wenn da jemand Weiteres noch den Rhythmus
vorgibt/trommelt, solo spielen langweilt mich in der Hinsicht total. Das liegt wohl daran, dass der Bass tendenziell für
meine Spielweise eher das Rhythmus-Instrument ist und die Gitarre das Melodieinstrument ist.
Wo du es aber gerade ansprichst, Musikerwitze und Werner-Zitate sind bei uns als Band immer am Start und so muss
das auch! Die Flachwitze treffen da nicht nur die Bassisten, sondern alle anderen Musiker und darüber-hinaus die
Schlagzeuger auch. ;-) .
5.)Da Du ja schon eine ganze Weile für Leib und Wohl im Strickers sorgst: Hast Du wenigstens gelegentlich auch mal
einen Blick auf die ein oder andere Band erlangen können?
Oder ist man hinten "gefangen" ?
Welche Band hat Dich beim LIVE UNDEAD am meisten überrascht?:
-Am meisten überrascht war ich tatsächlich damals von Minenfeld aus Osnabrück, das war im Rahmen des Online-
Konzertes, mega Sound, das fand ich ziemlich stark. Kann man sich bei YouTube auch ansehen. Aus Osnabrück kommt
häufig sehr gutes Zeug, keinen Schimmer wieso...
Und die Shows von Blood Specter (War nicht beim LIVE UNDEAD ! Ed.) und letztens noch von Nightbearer waren auch sehr stark.
Bezüglich zweiterer Band trifft die Old-School-Death-Metal-Gitarrensäge ja auch wie bei vielen anderen immer voll den
Nerv und führt schon instinktiv dazu, das man kopfnickend die Mundwinkel runter auf Anschlag zieht.
Aber klar ist, wenn ich arbeiten muss, kann ich nicht immer vorne sein, weil ich hinten die Verantwortung habe, dass
da alles läuft. Aber natürlich ist man hier und da auch mal vorne und kann sich zumindest mal kurz das Ganze
anschauen.
6.) Bandbattle! 5 Paarungen: Welche Band hat die Nase vorn? Und vor allem wieso ?:
-ENSLAVED Vs. DARKTHRONE
Das fiel mir ganz leicht. Allein wie schon die „Under A Funeral Moon“ loslegt, da weiß man schon, das ist der Urschleim
des 90er-Black Metals. Sehr interessante Diskographie, da die Band über die Jahre immer wieder neue Ufer
beschritten hat. Am Anfang brauchte jede neue Veröffentlichung wieder seine Zeit, aber dann kapiert man, dass es
immer noch aus ein und dem selben Ursprung kommt. Proberaumsound, räudig und absolut mainstreambefreit.
Saugeil! Also: Darkthrone!!!
-WATAIN Vs. DARK FUNERAL:
Ähnlich vielfältig ist auch die Entwicklung bzw. Rückbesinnung von Watain, für die ich mich hier entschieden habe. Von
unterirdischem Demosound, bis hin zum hochproduziertem „Sworn...“-Album, dann wieder sehr organische und
tiefgründige Platten, jetzt wieder primär eingängige und straightere Songs und kantig produziert. Vielseitig in jeder
Hinsicht, absolut eigenständig und nicht ohne Grund genau dort, wo sie jetzt stehen. Dark Funeral höre ich auch
vereinzelt ganz gerne, weil die immer die schnellsten Drummer der Welt an Land ziehen, aber Watain sind mit ihren
künstlerischen Konzepten einfach nicht vom Thron zu stoßen.
-CANNIBAL CO**SE Vs. DISMEMBER:
Wie gesagt die Old-School-Death-Metal-Gitarrensäge hat immer ein Platz in meinem Herzen.
Cannibal Co**se verfolgen mich jetzt aber schon seit über zwanzig Jahren, damit ging es im Death Metal für mich los.
Modern weniger old-school. Gory weniger okkult. Das muss für mich Death Metal sein, lyncht mich, ist mir doch bums!
Aber wenn man die Musiker von CC einmal betrachtet, das sind alles absolute Ausnahmemusiker in ihrem Genre! Und
die alle noch in einer Band vereint! Meine drei Favorites sind „The Bleeding“, die „Gore Obsessed“ und die „Gallery Of
Suicide“. Von der „Gallery...“ jetzt bitte alle mal das Instrumental „From Skin To Liquid“ anhören, das ist doch die
Quintessenz, da ist alles drin, was Death Metal sein muss.
-METAlLICA Vs. MEGADETH:
Ich hasse die Stimme von Dave Mustaine, es bockt mich so null an. Obwohl das aktuelle Album rein musikalisch doch
echt ganz feine Riffs hat, das muss ich wohl sagen. Auf der anderen Seite holen mich Metallica heutzutage auch nicht
mehr ab, auch wenn ich sie noch weit nach der „And Justice For All“ höre und gehört habe. Zu der Platte sei
angemerkt, dass mir ich als Bassist aber noch lieber die „And Justice For Jason“ rein lade. Kenner wissen Bescheid. ;)
Aber natürlich „Ride...“ und „Master...“, gibt’s dazu noch mehr zu sagen? Ist doch common sense. Ergo: Metallica!
-BEHEMOTH Vs. IMMORTAL:
Das ist mir jetzt zum Schluss noch echt schwer gefallen. Behemoth's „The Apostasy“ und „The Satanist“ sind richtige
Bretter, aber das ganz alte Zeug kenn ich gar nicht. Mit Sicherheit absolute Wissenslücken, hole ich nach.
Alles Geschmackssache, aber ich finde, Immortal hatten in der Vergangenheit mehr schwache Phasen als starke,
deswegen mag ich den moderneren Kram eh irgendwie viel mehr. Die aktuelle Immortal bzw. das Comeback feier ich
aber sehr, monumentale Produktion und es funktioniert ohne Abbath auch.
Dennoch liegen Behemoth doch ein Tacken weiter vorne auch wenn mich deren musikalische Weiterentwicklung in den
letzten paar Jahren nicht mehr wirklich anspricht.
Cheers und danke für das Interview!!