19/08/2020
Die flammende Rede unseres Geschäftsführers Majo Ussat im Rahmen der heutigen AlarmstufeRot Großdemonstration zur Rettung der Veranstaltungswirtschaft in Bremen noch einmal in Text und Bild:
Mein Name ist Majo Ussat, ich bin Geschäftsführer und Inhaber einer Eventmarketingagentur im Herzen Bremens. JOKMOK & LITE LIFE heißt die und wir sitzen in der Alten Schnapsfabrik in der Bremer Neustadt. Wir lieben, was wir tun!
Wir leben davon, Menschen einzigartige Erlebnisse zu schaffen, unsere Kunden und deren Gäste nachhaltig zu begeistern. Und wir tun das mit Herzblut, Kreativität und ganz viel persönlichem Engagement.
Seit März 2020 sieht unsere Arbeitswelt komplett anders aus: Wir beschäftigen uns mit der Stornierungswelle, die über uns hereinbrach und allein uns als Agentur Umsatzeinbußen im mittleren siebenstelligen Bereich brachte. Geld, das unwiederbringlich weg ist. Auf einmal war alles anders, nun beschäftigten wir uns mit dem Thema Kurzarbeit. Wir versuchen Kosten zu sparen, wo es nur geht. Drehen jeden Euro dreimal um! Stellen Anträge, um kleine Summen zu erhalten, verschulden uns mit einem sechs-stelligen Kredit und sehen Monat für Monat das wegfließen, was wir in den letzten 20 Jahren mühsam aufgebaut haben.
Wir sind mit die ersten, die von dieser Krise betroffen waren und werden sicher die letzten sein, die wieder normal arbeiten können. First In - Last Out!
Und daher stellt sich mir die Frage: Wie geht es mit unserer geliebten Branche weiter? Jetzt haben wir August, mittlerweile werden schon die meisten Veranstaltungen für 2021 abgesagt, parallel ist die Sorge da, dass in der Gesellschaft und Politik die Stimmung aufkommt, dass es wirtschaftlich doch wieder aufwärts geht. Leider nicht bei uns, WIR unterliegen immer noch einem faktischen Berufsverbot.
Um eine Sache klarzustellen. Wir verstehen, warum es mit den Veranstaltungen nicht einfach so wie vor der Krise weitergehen kann. Die Gesundheit der Gäste war immer schon eines unserer Hauptanliegen! Mit umfangreichen Sicherheitskonzepten haben wir Events so gut wie möglich geplant. Natürlich wäre es für uns und unsere Kunden ein Super-GAU, wenn sich jemand auf einer von uns organisierten Veranstaltung ansteckt. Aber genau aus diesem Grund sind WIR auch die Experten, wenn es um die Sicherheit in unserem Bereich geht. Es gibt Konzepte, wie man auch in einer Pandemie Veranstaltungen durchführen kann, ohne dabei ein erhöhtes Risiko einzugehen.
Momentan fehlen uns die Perspektiven, verbindliche Ansagen und ein konstruktiver Austausch mit der Politik und Verwaltung. Wir wissen nicht, wie es in den kommenden Monaten weitergeht, uns fehlt jegliche Planungshilfe. Wir sind absolut unverschuldet in diese Lage gekommen. Ein Schicksalsschlag hat uns all das genommen, was uns so wichtig ist.
Und wenn ich sage, dass WIR nicht wissen, wie es weiter geht, meine ich nicht nur uns als Agenturen, sondern auch alle, die Teil des Netzwerkes sind: Promoterinnen und Promoter, technische Dienstleister, Caterer, DJ’s, Kleinkünstler, Locationbetreiber… aber auch Hotels, Gastronomie, selbst der Handel profitiert unmittelbar von unseren Veranstaltungen, wenn im Verlauf einer Messe z.B. deutlich mehr Umsatz in der Stadt generiert wird… Die Liste der Betroffenen aus unserer Branche ist unglaublich lang und divers, denn unser Bereich ist so vielfältig und vielschichtig. Nur um eine Zahl zu nennen: die komplette Eventindustrie macht ca. 130 Milliarden Euro Umsatz jedes Jahr, die gesamte Luftfahrtbranche macht im Vergleich dazu knapp 14 Milliarden Euro Umsatz.
Das Los unserer Branche ist, dass sie oft nicht sichtbar ist. Jemand ist auf dem Konzert seiner Lieblingsband, weiß aber nicht, wer alles dafür notwendig ist, dass die Band auftreten kann.
Wir sind dann gut, wenn niemand uns wahrnimmt, wenn alles in unserem Bereich gut läuft und Sicherheit, Ton, Bild, Einlass, die Bar oder auch die Garderobe vor Ort reibungslos lief.
Unzählige 450-Euro Nebenjobs sind weggebrochen, daher verschulden sich jetzt teilweise Studenten, um ihr Leben anders zu finanzieren. Kompetente Kolleginnen und Kollegen konnten nicht gehalten werden, allein bei uns musste drei Mitarbeiterinnen betriebsbedingt gekündigt werden, weil es einfach keine Perspektive in den Bereichen gab. Teures Equipment geht kaputt, weil die Lagerhallen nicht ausreichen und es in LKWs bei viel zu heißen Temperaturen, jetzt in diesem Moment, vielfach draußen steht. Selbstständige Zulieferer haben sich Jobs in anderen Branchen gesucht, vielleicht ist dieses Know-how für immer verloren und muss nach der Krise umständlich wiederaufgebaut werden.
Wenn die Politik nicht bald handelt und Maßnahmen beschließt, die uns ganz gezielt helfen, werden viele der Firmen in unserer Branche den Herbst nicht überleben! Dies hätte mit Sicherheit verheerende Einflüsse - die Gesellschaft wäre danach sicher eine andere, als sich das der eine oder die andere heute vorstellen kann.
Es ist 5 Minuten nach 12 – wir brauchen den politischen Dialog, nicht in den nächsten Monaten, nicht nächste Woche, sondern sofort, jetzt und hier!