22/09/2024
Die Flugreise wurde zu meinem Albtraum
Wir waren aufgeregt. Ein weiteres Abenteuer mit meinen Menschen. Der Duft der Freiheit und die Versprechen eines Urlaubs hingen in der Luft. Ich sah es in ihren Gesichtern – diese Freude, wenn sie ihre Koffer packten, mich dabei ansahen und mir liebevoll über den Kopf strichen.
„Bald“, sagten sie immer wieder.
„Bald, mein Großer.“
Ich freute mich auf das Meer, die Wiesen, das weite Land, das ich schon oft in ihren Geschichten gehört hatte. Wir fuhren zum Flughafen, und ich wusste, das war der erste Schritt zu etwas Schönem. Schließlich war ich immer bei ihnen – warum sollte es diesmal anders sein?
Als wir ankamen, roch die Luft anders, fremd. Ich schnupperte neugierig, während wir durch die großen Türen gingen, die sich wie von selbst öffneten. Menschen, so viele Menschen – das war nichts Ungewöhnliches für mich. Doch dann geschah etwas, was ich nicht verstand. Mein Mensch zeigte auf eine Box, eine, die mir fremd war, klein und eng. Sie sagte, es sei „nur für den Flug“, und dass ich dort „sicher“ sei.
Aber ich verstand nicht.
Warum durfte ich nicht bei ihnen bleiben?
Widerwillig ließ ich mich hineinführen. Es war eng, viel zu eng. Ich konnte mich kaum drehen, konnte meine Beine nicht richtig ausstrecken. Die Luft war stickig, und der Lärm um mich herum wurde lauter. Mein Herz begann schneller zu schlagen, aber ich vertraute meinen Menschen. Sie hatten mich nie im Stich gelassen. Noch nie.
Plötzlich wurde ich weggebracht. Weg von ihnen.
Ich konnte nicht verstehen, warum.
Wo gingen sie hin?
Warum konnte ich nicht mit?
Ich versuchte zu bellen, sie zu rufen, aber meine Stimme verhallte im Lärm. Niemand hörte mich.
Ich war allein.
Dann war es dunkel. Ich wusste nicht, wo ich war. Es war kalt, kälter, als ich es jemals zuvor gefühlt hatte. Die Luft roch fremd, nach Metall und Öl. Der Boden unter mir vibrierte, und ich hörte ohrenbetäubende Geräusche – ein Dröhnen, das in meinen Kopf drang, als würde es mich zermalmen. Ich presste mich gegen die Wände der Box, aber sie gaben nicht nach. Ich war gefangen. Eingesperrt. In einem Käfig aus Angst.
Mein Herz raste, mein Atem ging schneller, doch die Luft war so dünn, dass ich kaum atmen konnte. Ich versuchte, mich zu beruhigen, aber der Lärm wurde immer lauter, und die Kälte kroch in meine Knochen. Ich zitterte. Jede Faser meines Körpers schrie nach meinen Menschen. Wo waren sie? Warum ließen sie mich allein in dieser Hölle?
Stunden vergingen.
Oder waren es Minuten?
Ich konnte es nicht sagen.
Zeit hatte hier keinen Sinn.
Es gab nur die Dunkelheit, die Kälte und das Dröhnen. Mein Magen krampfte sich zusammen, und Durst brannte in meiner Kehle, aber es gab nichts, nur die Leere.
Es wurde mein Albtraum.
Manchmal hörte ich Stimmen. Gedämpft, fern, als kämen sie aus einer anderen Welt. Ich wollte zu ihnen, wollte ihnen sagen, dass ich noch hier war, dass ich Angst hatte, aber niemand kam. Niemand öffnete die Tür. Ich fühlte mich wie ein Gepäckstück, vergessen, nicht mehr als ein lebloses Ding, das von einem Ort zum anderen gebracht wurde, ohne dass es jemanden interessierte, was ich fühlte.
Meine Gedanken wanderten zurück zu meinen Menschen. Sie hatten mich immer beschützt. Immer. Sie hatten mir versprochen, dass wir diesen Urlaub zusammen verbringen würden.
Aber wo waren sie jetzt?
Warum hatten sie mich allein gelassen?
Hatten sie mich vergessen?
Die Box schien enger zu werden, und ich konnte nicht mehr atmen. Panik stieg in mir auf.
Was, wenn ich hier für immer bleiben müsste?
Was, wenn ich nie wieder das Licht sehen würde?
Ich winselte leise, aber es war niemand da, der mich hörte...
Die Kälte und der Lärm verschmolzen zu einem Albtraum, aus dem ich nicht aufwachen konnte. Jeder Moment schien eine Ewigkeit zu dauern, und ich war gefangen in diesem endlosen Leid. Meine Pfoten taten weh vom ständigen Zittern, mein Kopf schmerzte von dem Dröhnen, und mein Herz... mein Herz war schwer vor Angst und Verzweiflung.
Hatten sie mich wirklich zurückgelassen?
Ich weiß nicht, wie lange ich so dalag. Irgendwann hörte das Dröhnen auf, und es wurde still. Aber es war nicht die Art von Stille, die beruhigte. Es war eine unheimliche, drückende Stille, die meine Angst nur noch verstärkte. Die Box wurde bewegt, herumgeschleudert wie ein unbedeutendes Stück Gepäck, und ich wusste, dass ich für sie nicht mehr war als eine weitere Last.
Dann hörte ich Schritte. Ein Lichtstrahl fiel in die Dunkelheit, als die Tür der Box endlich geöffnet wurde. Meine Augen taten weh vom grellen Licht, aber ich versuchte, mich zu orientieren.
Wo war ich?
Wo waren meine Menschen?
Doch als ich hinaussah, war da niemand.
Keine vertrauten Gesichter, nur fremde Menschen, die mich aus der Box zogen. Ich versuchte zu widerstehen, wollte zu meinen Menschen zurück, aber sie hörten nicht auf mich. Sie verstanden mich nicht.
Ich bin kein Gepäckstück. Ich bin ein Passagier.
Text: © Welt der Hunde