07/11/2022
Frankfurts Köche sind ein rühriges Völkchen
Ball der Küchenkünstler war ausverkauft und amüsant
von Norbert Dörholt
(07.11.2022) Als würde es sie nie gegeben haben und geben – Corona, Massaker in der Ukraine, Inflation, Energiekrise – feierte der Verein der Köche Frankfurt am Main e.V. am Samstagabend wieder seinen legendären „Ball der Köche“. Schon lange vorher waren die Karten ausverkauft zum ersten All inclusive. Der Preis von 125 Euro enthielt Weine, Bier, Softdrinks und natürlich wieder ein Angebot ebenso ausgiebiger wie schmackhafter Speisen. Beim traditionellen Aufmarsch der Köche bedankten sich die Gäste mit stehenden Ovationen, angesichts dieses mit den Feinheiten der Kochkunst wohl vertrauten Publikums schon etwas Besonderes!
Immer nur klagen und jammern über das Elend dieser Welt verbessert weder hier wie jenseits der Horizonte die Lage und schon gar nicht die eigene Stimmung. Da waren sich Köchevorsitzender Marco Linnewedel und seine taffen Vorstandskollegen einig. Also rafften sie sich auf und organisierten nach dreijähriger Pause wieder dieses Event, eines der schönsten in ganz Frankfurt. Und eines der arbeitsintensivsten in der Vorbereitung.
Aber schnell bemerkten die Meister des guten Geschmacks, dass da ganz offensichtlich ein Bedürfnis bestand, sich wieder mal auf diesem Niveau zu treffen, was ihre Ambitionen beflügelte. Eine große Anzahl von Sponsoren spendete ohne viel Aufhebens für die Ausgestaltung dieser festlichen Ballnacht, nicht zuletzt auch für die wie auch dieses Mal gut bestückte Tombola.
Der Erlös kam der Leberecht-Stiftung Kinder in Not zu Gute. Viele Spender für die Tombola konnte die gute Fee der Tombola, die Lebensgefährtin von Marco Linnewedel, Frau Conny Siegmann, präsentieren, von Geldpreisen in Höhe von 1.000 Euro über Aufenthalte mit Übernachtungen in diversen Hotels bis hin zu Sachspenden wie Kaffeemaschinen, Präsentkörben und Einkaufsgutscheinen.
In seiner launigen Begrüßungsrede benannte Linnewedel die vielen Sponsoren jeweils namentlich, und jeder erhielt gebührenden Beifall, ebenso wie die Direktion und das ausgesprochen freundliche und aufmerksame Personal des Veranstaltungsortes, des Melia Hotel Frankfurt City in der Senckenberganlage 13. Nicht jeder Gast – es waren ja nicht nur Köche gekommen, Zugang hatte die gesamte Bürgerschaft – konnte anfangs mit diesem Namen etwas anfangen. Das lag daran, dass es das Hotel bis vor kurzem in Frankfurt noch nicht gab. Es entstand an Stelle des Uniturms, der erst vor kurzem abgerissen worden ist. Die Besucher dürften den Namen Melia fortan aber in Erinnerung, und zwar in guter, behalten, denn das Hotel mit seinen raffinierten Beleuchtungseffekten wie auch das gesamte Ambiente gereichen der Frankfurter Hotellerie zur weiteren Ehre.
Das Publikum gab auch einen würdigen Rahmen für eine ganz besondere Ehrung, die Linnewedel sich für diesen Abend aufgespart hatte: Er überreicht dem Seniorchef Wolfgang Lindner der Firma Lindnerfood die Goldene Vereinsnadel des Vereins der Köche für dessen Verdienste um diesen, und seine schlichte Bemerkung „er hat uns immer geholfen“ gingen wohl auch zu Herzen, wie der nachhaltige Beifall zeigte.
Ehrengäste gab es natürlich auch wieder, darunter die Vorsitzende des hessischen Köche Barbara Röder, die nicht nur gut kocht, sondern auch eine begnadete Rednerin ist. Dieses Mal stellte sie in ihrem traditionellen Referat die Bemühungen des Verbands der Köche Deutschlands, der mit rund 9.000 Mitgliedern die größte Gemeinschaft von Köchinnen und Köchen in der Bundesrepublik ist, um die Ausbildung des Kochnachwuchses und im Gastgewerbe in den Vordergrund. Alle wirkten dabei mit, sogar beruflich Erfahrene im Ruhestand, Ausbilder natürlich, Cateringspezialisten, Fachleute für gesunde Ernährung und gegen Lebensmittelverschwendung und viele Fachbereiche mehr.
Was diesem sozusagen offiziellen Teil folgte war keine Schlacht am Kalten Buffet, sondern eine schwieriges Aussuchen leckerer Kompositionen aus einer Vielzahl erlesener Speisen, gekocht und zubereitet von Frankfurter Spitzenköchen und Feinkostspezialitäten-Firmen. Das Angebot reichte von frischen Austern über Frankfurter Kräutertörtchen und gebratenes Lachsfilet mit Honig-Senf-Kruste bis zu Desserts wie Mango-Avocado Mousse mit gerösteten Kürbiskernen und Zimtmouse in Glas mit Pflaumenkompott. Die Aussage, dass an diesem Abend dort niemand verhungert ist, klingt also durchaus glaubwürdig..
Und dann geschah Erstaunliches. Nachdem Darm und Magen also gut gefüllt waren, was gemeinhin eine gewisse Schläfrigkeit im Gefolge hat, war bei den Ballgästen das genaue Gegenteil der Fall. Sie stürmten zu den Klängen der Band Deep Passion aus Hannover, die mit zwei attraktiven und stimmschönen Sängerinnen angereist war, förmlich die Tanzfläche, wo sie bis gegen Mitternacht ungeachtet praller Bäuche so manch erstaunliche Verrenkungen vollführten oder, auch das war zu bestaunen, in preiswürdigen Tanzschulfiguren über das Parket schwebten (sofern es denn der Platz zuließ). Zum rein lukullischen Ereignis gab es sozusagen als Zugabe noch einen Augenschmaus.
Mach weiter so, Marco!