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artsprogram Das artsprogram der Zeppelin Universität. Zwischen Wirtschaft Kultur & Politik. www.zu.de/artsprogram
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Künst­le­ri­sche Prak­ti­ken bil­den ganz ei­ge­ne For­men aus, die Welt zu re­flek­tie­ren. Als sinn­lich-äs­the­ti­scher Modus des For­schens sind sie Teil ge­sell­schaft­li­cher Er­kennt­nis­pro­duk­ti­on. Das arts­pro­gram der Zep­pe­lin Uni­ver­si­tät lädt des­halb Künst­le­r*in­nen, Stu­die­ren­de, Wis­sen­schaft­le­r*in­nen, Nachbar*innen und Gäste zu einem öf­fent­li­chen Dia­log ein, um sich mit ge­sell­schafts­re­le­van­ten The­men aus­ein­an­der­zu­set­zen.

BEING WRONG | Jahresthema 2023Das Jahresthema "Being Wrong" des artsprogram und des Zentrum für Kulturproduktion im Früh...
06/02/2023

BEING WRONG | Jahresthema 2023

Das Jahresthema "Being Wrong" des artsprogram und des Zentrum für Kulturproduktion im Frühjahrssemester 2023 wird in Kooperation mit dem internationalen multilingualen Street Journal Arts of the Working Class stattfinden.

Im Unrecht zu sein, ein falsches und unaufrichtiges Leben zu leben, im falschen Körper zu stecken oder sich gänzlich fehl am Platze zu wissen: das englische „Being Wrong“ verweist auf eine grundlegende existentielle, kulturelle, ja fast ontologische Dimension des Falschen. Bei dem heute in verschiedenen Formen grassierenden Gefühl, einer problematischen Kultur anzugehören, in der falschen Haut zustecken, ein falsches Leben zu leben, handelt es sich jedenfalls um mehr als um die Anerkennung eines harmlosen Irrtums oder eines Fehlers, der sich leicht ausräumen oder entschuldigen ließe. „Being Wrong“ bedeutet: das System, der Mensch, das Denken oder Handeln ist als Ganzes falsch und fundamental gestört.

Leben wir also in einer Zeit, in der wir mit all unseren Überzeugungen, Praktiken, Wissensformen, Institutionen und Infrastrukturen epistemisch, lebenspraktisch und bis ins kollektive Unbewusste hinein falsch liegen und damit sogar transzendentales Unrecht tun? Müssen wir, wie der Anthropologe David Graeber und der Prähistoriker David Wengrow in ihrem Buch Anfänge. Eine neue Geschichte der Menschheit (2022) argumentieren, auch die Geschichte der Menschheit vollkommen neu denken, weil die Idee des intellektuellen Fortschritts und die landläufige Geschichte der Zivilisation grundlegend falsch ist? Zeitdiagnosen beschreiben die Gegenwart als eine Zeit der Filterblasen, der politischen Spaltung und Radikalisierung, als eine Zeit, die von Krisen planetarischen Ausmaßes geprägt ist und in der Folge von dem Wunsch nach „Vereindeutigung der Welt“ (Thomas Bauer) und dem Glauben an die Möglichkeit einer algorithmischen Steuerung, die vermeintlich eindeutige Lösungen aufzeigt.

Ist in dieser Zeit womöglich ein latentes, aber alles durchdringendes Gefühl des „Being Wrong“ zu einem kollektiven unbewussten Treiber geworden, der zwischen gewaltbereiter Zerstörung, Schuldgefühlen, Scham, Verharren, Zynismus, Absurdität, Tragik und Parodie noch eine Richtung sucht? Sind wir also Zeugen eines Ringens um ein neues Weltverhältnis als Ganzes? Und wenn dem so wäre: welche ähnlichen Erfahrungen eines solch tiefgreifenden „Being Wrong“ gab es in der Geschichte der Menschheit und was ließe sich aus einer Historie unterschiedlicher Haltungen zum Falschen lernen? Steht der Menschheit, wie die Journalistin Kathryn Schulz (Being wrong. Adventures in the margin of error, 2010) argumentiert, die Rechthaberei im Wege, wenn es darum geht, einen Umgang mit falschen oder sogar Unrecht produzierenden Überzeugungen zu finden oder die Handlungsprämissen zu ändern?

Mit Fragen dieser Art wird sich das artsprogram und das Zentrum für Kulturproduktion der Zeppelin Universität sich zwischen 2023 und 2024 in unterschiedlichen Formaten beschäftigen. Es wird dabei nicht einfach um einzelne Irrtümer gehen oder um spezifische Vorkommnisse eines „doing wrong“, sondern um gravierende Systemfehler in Wirtschaft, Kultur, Technik, Wissenschaft, Politik und um Lebensformen, die das Gefühl vermitteln, fundamental falsch zu sein. In zwei Ausstellungen, einer Ringvorlesung sowie kleineren wissenschaftlichen und künstlerischen Veranstaltungsformaten wollen wir diese Thematik einkreisen und diskutieren – gemeinsam mit Künstler:innen, Wissenschaftler:innen und Alltagsexpert:innen.

In der Vortragsreihe sprechen Philosoph:innen, Soziolog:innen, Literatur- und Kunsttheoretiker:innen über Filme, Musik, Literatur, Bilder, Performances und Alltagsrituale, in denen ein existenzielles "Being Wrong" vernehmbar wird.
Die Veranstaltungsreihe findet in Zusammenarbeit mit der Zeitschrift Arts of the Working Class statt (https://www.artsoftheworkingclass.org/).

Informationen zur Ringvorlesung: https://www.zu.de/forschung-themen/forschungszentren/kulturproduktion/being-wrong-ringvorlesung.php

AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG

Thypoon von Fiona Banner aka The Vanity Press
17. März 2023 | 18:00 Uhr
20:30 Artist Talk im Rahmen des Kunstfreitags, ZF- Campus White Box

Foto: Pranayama Organ (still), 2021. Fiona Banner aka The Vanity Press

Adresse

Fallenbrunnen 3
Friedrichshafen
88045

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