27/07/2020
HEIRATEN IN CORONAZEITEN Alltag in den Hochzeitsläden ist auf den Kopf gestellt Die Liebe unter Auflagen feiern
Wer in diesem Jahr das große Fest der Liebe geplant hat, der muss mit erheblichen Einschränkungen rechnen. Auch für Hochzeitsfotografen und -geschäfte brach mit Corona eine besondere Zeit an.
Fritzlar – Wenn Sabine Blaschek in der Fritzlarer Hochzeitsmanufaktur von Mareike und Thorsten Seifert auf einen Kaffee vorbei schaut, dann eigentlich immer, um irgendwelche Themen rund um eine anstehende Trauung zu besprechen. Im Moment sieht das allerdings etwas anders aus. Zwar kommt die Hochzeitsplanerin noch immer gern auf einen Plausch vorbei, doch die Themen sind andere. Corona und die Auswirkung der Pandemie werden diskutiert, hat die Krise schließlich mitten in der heißen Phase der Hochzeitssaison zugeschlagen.
„Für uns als Ausstatter kam Corona zeitlich gesehen relativ günstig, um es einmal positiv auszudrücken“, sagt Thorsten Seifert. Die Brautsaison sei schon weit gediehen und die Bräute weitestgehend ausgestattet gewesen, dennoch sei der Moment, als er die Tür zu seinem Geschäft abschließen musste, ein Schock gewesen. „Als Unternehmer bleibt einem da nicht viel anderes übrig, als sich kurz zu schütteln und irgendwie kreativ weiterzumachen“, erinnert er sich an den Beginn des Lockdowns, als er seine 18 Mitarbeiter zwar zunächst in Kurzarbeit geschickt, schnell aber wieder zurück geholt hat, um in der hauseigenen Schneiderei Mund- und Nasenmasken herzustellen. „So konnten wir die Zeit gut überbrücken“, freut sich der Spezialist für Hochzeiten und zeigt die edlen Masken, die es nun auch passend zu Kleid und Anzug der Brautleute gibt. Viel verdient habe er daran zwar nicht, in erster Linie sei es ihm aber auch eher darum gegangen, sein Team aus der Kurzarbeit zu holen. „Wir haben zu tun und so kein Minusgeschäft gehabt, mehr konnten wir uns nicht wünschen.“
So entspannt würde auch Hochzeitsplanerin Sabine Blaschek gern auf die Krisenmonate zurückblicken, doch für sie war und ist Corona der Supergau: „Ich habe in diesem Jahr noch keine einzige Hochzeit betreut“, sagt sie und findet kein anderes Wort für ihre Situation als „extrem“. 30 gebuchte Feiern hätten für dieses Jahr im Kalender gestanden, alle hätten sich quasi über Nacht in Luft aufgelöst. „Wenn überhaupt geheiratet wird, dann im ganz kleinen Rahmen, meist nur im Standesamt“, sagt sie und bedauert nicht nur ihren Verdienstausfall, sondern auch die Tatsache, nicht mehr das tun zu können, was sie so sehr liebt: das Umsetzen von individuellen Hochzeitskonzepten, die Gestaltung besonderer Trauzeremonien und das Kreieren einmaliger Feiern. Den Kopf in den Sand zu stecken kommt für das quirlige Organisationstalent dennoch nicht in Frage, Sabine Blaschek schaut lieber positiv nach vorn und freut sich auf die erste Hochzeit, die sie mit ihrer Agentur Emotions als Partner der Hochzeitsmanufaktur hoffentlich schon bald wieder begleiten darf. „Ich habe ein Paar, dass unbedingt heiraten möchte und weiß, was das in der aktuellen Situation bedeutet“, freut sich die Hochzeitsexpertin, die jede Menge Ideen für Feiern mit Abstand und Hygieneregeln hat.
Zwar gebe es nicht dieses eine Corona-Hochzeitsrezept, doch aber sei für jede Feier eine individuelle Lösung möglich, davon ist sie überzeugt. Und wenn das erst bei den Menschen angekommen und das Hochzeitsgeschäft wieder in Gang gekommen ist, wird sie sicher öfter mit Mareike und Thorsten Seifert in deren Hochzeitsmanufaktur zusammensitzen, um statt Krisenthemen wieder Themen rund um eine anstehende Trauung zu besprechen.
Quellenangabe: Fritzlar-Homberger Allgemeine vom 27.07.2020, Seite 4
Freuen sich, schon bald wieder gemeinsam für unvergessliche Hochzeitsmomente sorgen zu können: Sabine Blaschek und Thorsten Seifert. Foto: SASCHA HOFFMANN