03/08/2024
DANKE, DANKE sagen wir Herrn H. P. Metternich für die Rezension des Konzerts mit dem Choir of Great St. Mary's aus Cambridge
in der Westerwälder Zeitung
Dritte Veranstaltung in der Reihe der Gackenbacher Orgelkonzerte – 19 Kinder und 14 Erwachsene aus vier Formationen sangen in St. Bartholomäus
Gackenbach. Bei der dritten diesjährigen Veranstaltung in der Reihe der Gackenbacher Orgelkonzerte gastierte am Freitag in St. Bartholomäus der Chor der Kirche Great St. Mary‘s in Cambridge. Das Mutter Maria gewidmete Gotteshaus der Universität Cambridge hat eine lange musikalische Tradition und Geschichte, wird doch hier seit mehr als acht Jahrhunderten Musik als elementarer Bestandteil des Gottesdienstes dargeboten. In dem Chor, der unter der Leitung des im Vereinigten Königreich sehr bekannten Musikdirektors Alexander Berry steht, sangen im Buchfinkenland aus dem Fundus der vier Cambridger Universitätschöre 19 Kinder und 14 Erwachsene. Das außergewöhnliche Orgelensemble in der Kirche intonierte Organist Alexander Trigg.
Im Mittelpunkt der geistlichen Soiree feinster englischer Chormusik stand eine im Jahre 1592 entstandene vierstimmige Messe des englischen Komponisten William Byrd, ein bedeutender Meister der Vokalpolyphonie und Schöpfer vorwiegend katholischer Vokalmusik. Oder besser gesagt, der liturgische Messgesang mit „Kyrie“, „Gloria“, „Sanctus und Benedictus“ und der zutiefst andachtsvollen Anbetung „Agnus Dei“ (Lamm Gottes) mit der Bitte um Erbarmen und Frieden, spann sich gleichsam wie ein roter Faden durch das Repertoire mit Werken aus der Renaissance und des Barock bis hin zu romantischen und zeitgenössischen Werken wie unter anderem das „Magnificat in C“ von Mark Blatchly (*1960).
Der Great St. Mary’s Chor zelebrierte ob der Bandbreite des Repertoires zeitlos dahinschwebende Musik. Ein „dienender“ Begleiter des Chores war der blutjunge Organist Alexander Trigg, der mit zwei Orgel-Soli ansatzweise deutlich machte, was das in seiner sich ergänzenden Klangfülle symphonische Orgelensemble der Nelson-Orgel im Seitenschiff und der Göckel-Orgel auf der Empore zu leisten vermag. Doch zurück zum Chorgesang. Den eröffnete der 33-köpfige Chor mit „I was glad“ (Ich war froh – Hubert H. Parry). Das Werk ist ein häufiges Eingangslied der Anglikanischen Kirche und eine der traditionellen Hymnen bei den Krönungen britischer Monarchen, so unter anderem bei der Krönung von König Charles III. Der Festgesang spiegelte quasi das eineinhalbstündige Konzert in St. Bartholomäus wider, denn am Ende waren die Zuhörer, die diesem Genre zugeneigt sind, sichtlich froh, eine solche Soiree miterlebt zu haben. Der Chor meisterte jede musikalische Herausforderung aus dem breit gefächerten Repertoire souverän. Mit „They that go down to the sea in ships“ (Herbert Sumsion) wurde die ganze Bandbreite chormusikalischer Polyphonie vom aufwühlenden Fortissimo bis zum leise verhauchenden Schluss offenbar. Demgegenüber mag die Psalmvertonung von William Byrd (Psalm 42) stehen, die den festlichen Charakter eines Kontes unterstrich, bei dem nicht zuletzt auch der 19-köpfige Kinderchor mit zwei Stücken deutlich machte, was Ralf Cieslik eingangs versprochen hatte: „Sie werden heute einen Chor erleben, der mit hoher musikalischer Qualität aufwarten wird.“
Diese hohe musikalische Qualität mündete schließlich in dem Hymnus „Love divine, all loves excelling“ (Wlliam Byrd), der mit dem deutschen „Großer Gott, wir loben dich“ gleich komme, wie der musikalische Leiter Alexander Berry aufklärte, und mit einer feierlichen Lobpreisung Gottes, bei dem zwei zarte Knabensoli zum mächtigen Schlussakkord von Chor und Orgel überleiteten. Natürlich hatten die Gäste aus Cambridge auch eine Zugabe im Gepäck.
Mit „Nunc Dimittis“ von Gustav Holst zogen Chor und Organist buchstäblich noch einmal alle Register ihres Könnens und unterstrichen damit einmal mehr den hohen Anspruch, den die Gackenbacher Orgelkonzerte mit der Verpflichtung bedeutender Interpreten an sich selbst stellen.