14/01/2025
"Was wird aus Hannover, wenn die Scorpions nicht mehr sind?"
Sincerely, Thees Uhlmann. Das Beste von Tomte bis heute
24.05.2025 Hannover // Pavillon
Tickets gibt es ab den 16.01.2025 um 12:00 Uhr unter ghvc-shop.de
Autobahn, Feldwege, Landstraßen. Thees Uhlmann ist längst sein eigener Road Movie. Doch erst das neue Album „Sincerely, Thees Uhlmann“ zeichnet den Trip mitreisetauglich nach. Er führt vom AJZ bis ins Stadion, von Hemmoor bis nach New York, durch mehr als drei Jahrzehnte wiedervereinigtes Deutschland. Rock, Indie, Punk und was nicht sonst noch alles. Lichthupe aber nur im äußersten Notfall.
The Tomte Years (1994 – 2010): „In Köln und dann in meinem Zimmer“ stellt das früheste Stück dieser Sammlung dar. Es erschien auf Tomtes allererster Vinyl-Single „Blinkmuffel“ und klingt wie sich einfach mit seinen friends den Hang runtertreten – der Rest wird sich schon finden. Für einen so dringlichen Song reicht dann auch eine Minute vierzig, grüner wird’s nicht. Ohnehin findet sich in den frühen Stücken bereits vieles von dem, was Thees‘ Songwriting ausmacht: Sprachwitz und Prägnanz, Überschwang und Melancholie. Später erscheint „In Köln“ auch noch mal auf dem Tomte-Debütalbum. „Du weißt, was ich meine“, eine ungeduldige Punk-Platte. Außerdem markiert sie den offiziellen Beginn der longlasting Bromance zwischen Thees und Marcus Wiebusch, die bis heute Indie-Deutschland auf den Karten hält: Grand Hotel Van Cleef.
Tomte selbst geraten erst in den Nuller Jahren zu größerer Aufmerksamkeit, ihre Songs laufen in den alternativen Discos, die Clips auf VIVA, „Korn und Sprite“, „Schreit den Namen meiner Mutter“, „Ich sang die ganze Zeit von Dir“, „Der letzte große Wal“ und so. Aufgekratzt, nahbar, getrieben. Das Tomte-Line-Up erschien ab den 2000ern immer unsteter. Es war Thees, der hängenblieb, der Publikum wie Medien eine hemdsärmelige Darling-Persona ins Gedächtnis zimmerte. Die wechselnden Goldstücke, die außer ihm Tomte waren, trugen viel zur Story bei. Doch die Zeichen standen gegen Ende der Dekade auf Veränderung.
Die Thees Uhlmann Erfahrung (2011 – present): Dass Thees solo weitermachen würde, scheint daher auch eher folgerichtig denn überraschend. Trotzdem ändert bereits der erste Song des ersten eigenen Albums seine Wahrnehmung als Songwriter. „Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf“, ein Once-In-A-Lifetime-Stück über Rückführung und Neubeginn, dazu läuft ein Super-8-Video. In einem Podcast erzählt Thees einmal, wie er in seiner Heimat Hemmoor und auch noch später immer erstmal um sich selbst als Künstler gekämpft habe. Der Song steht dafür, diesen Struggle überwinden zu können. Sich nicht mehr hinter einer ewigen Suche verstecken müssen. Sich trauen, etwas zu finden.
So werden die drei bisherigen Solo-Alben jedes für sich zu einem Statement Piece. Etwas, an dem man sich orientieren kann. Eine Art verloren geglaubter Humanismus mit Gitarren, stürmische, wehmütige Momente, Witz, Sehnsucht, Trost. In „Ich bin der Fahrer, der die Frauen nach HipHop-Videodrehs nach Hause fährt“ verschränkt Thees Uhlmann Machtlosigkeit vs. Verantwortung mit Zumutungen des Zeitgeists. Gleichermaßen intim und hymnisch eingefasst in einer lakonischen Erzählung.
Dieser Typ sollte echt mal ein Buch schreiben, denkt man. Und weiß natürlich: Hat er doch. „Sophia, der Tod und ich“ wurde von Charly Hübner verfilmt. „Egal, was ich tun werde, ich habe immer an dich gedacht“ von dem Soundtrack stellt den jüngsten Song auf dieser Langzeitstudie dar.