05/05/2022
Kann man sich nicht ausdenken ... wahnsinn
POKALFINALE | Zur aktuellen Ticketsituation
Täglich erreichen uns eure Anfragen, wann der Ticket-Vorverkauf für das Sachsenpokalfinale der BSG Chemie Leipzig gegen den Chemnitzer FC im Stadion an der Gellertstraße endlich beginnt und welches Kontingent wir erhalten. Der CFC hat angekündigt, am morgigen Freitag um 10 Uhr mit dem Online-Vorverkauf zu beginnen. Wir hoffen, dass uns im Laufe nächster Woche die Tickets für den Gästebereich zur Verfügung stehen werden. Leider haben wir zunächst schlechte Nachrichten für euch.
In den vergangenen Tagen haben wir an Beratungen und Absprachen zur Vorbereitung und organisatorischen Planung des Finaltags teilgenommen. Unser oberstes Ziel ist hierbei, unseren Beitrag zu einem stimmungsvollen und friedlichen Fußballfest zweier sächsischer Traditionsvereine zu leisten, um das uns alle anderen Bundesländer beneiden. Leider mussten wir in den zurückliegenden Beratungen beobachten, dass nicht alle Involvierten interessiert an finalwürdigen Rahmenbedingungen scheinen. Vielmehr hat sich bei uns der Eindruck erhärtet, dass der Chemnitzer FC – angesichts der akustischen Verhältnisse bei „nur“ 800 Chemie-Fans im Regionalligaspiel im Februar – zu allem bereit ist, um nicht noch einmal den eigenen Heimvorteil preiszugeben.
Was ist passiert?
Ein wesentlicher Teil der Vorplanung besteht in der Vergabe der Tickets für den Heimverein Chemnitzer FC und uns, die BSG Chemie Leipzig, als Gastverein. Obwohl wir wissen, dass die tatsächliche Nachfrage der Chemie-Fans aufgrund der Euphorie der letzten Wochen, Monate und sogar Jahre erheblich höher ist, haben wir dem CFC die Zahl von 3000 Gästetickets als gerade noch so denkbares Minimum genannt.
Das Stadion an der Gellertstraße fasst 15.000 Zuschauer. Der CFC plant das Pokalfinale mit maximal 10.000 Zuschauern, wobei er lediglich 1800 Tickets den Chemie-Fans zur Verfügung stellen möchte. Der CFC geht also von bis zu 8200 Heimzuschauern aus. Diese Prognose des CFC halten wir angesichts eines Zuschauerschnitts von bisher nur 2139 im bisherigen Saisonverlauf zwar für optimistisch, aber legitim – schließlich ist auch der Chemnitzer FC für seine treue Fangemeinde bekannt.
Diese Aufteilung – 10.000 Zuschauer insgesamt, davon bis zu 8200 CFC-Fans, nicht mehr als 1800 Chemie-Fans – stößt auf unser Unverständnis. Dies würde bedeuten, dass 5000 von insgesamt 15.000 Plätzen im Stadion leer blieben, während tausenden Fans die Möglichkeit genommen würde, bei diesem Highlight nach langer Corona-Durststrecke dabei zu sein.
Im Vergleich zu den anderen Landes- und Regionalverbänden besteht in Sachsen die Besonderheit, dass es sich bei der Spielstätte des Sachsenpokalfinals um keinen neutralen Spielort handelt, sondern das Heim- und damit das Austragungsrecht zwischen beiden Finalisten ausgelost wird. Es liegt uns fern, diese Praxis gerade in dem Moment zu beanstanden, wo die Auslosung nicht zu unseren Gunsten verlaufen ist. Auch verstehen wir, dass Verhältnisse wie beim DFB-Pokalfinale in Berlin mit paritätisch verteilten Ticketkontingents in Chemnitz und anderswo baulich und logistisch nicht umsetzbar sind.
Dennoch sind wir der Auffassung, dass die Ticketnachfrage beider Fanlager, also auch die der Chemie-Fans, so gut wie möglich bedient werden sollte. Das Stadion an der Gellertstraße ist zweifelsohne geeignet, einer mittleren vierstelligen Zahl Chemie-Fans, zumindest aber 3000 Chemie-Fans den Spielbesuch zu ermöglichen. Schon allein die räumlichen Gegebenheiten der Hintertortribüne auf der Gästeseite lassen dies zu.
Was wir unbedingt vermeiden möchten
Der Chemnitzer FC hat sich also trotz unserer eindringlichen Hinweise entschieden, uns nur 1800 Tickets zur Verfügung zu stellen. Diese Entscheidung empfinden wir nicht nur als einem Pokalfinale unwürdig, sondern auch aus Sicherheitsgründen als höchst fahrlässig. Es bedarf nicht viel Fantasie, sich die Folgen auszumalen, wenn tausende Chemie-Fans angesichts von nur 1800 Gästetickets befürchten müssen, leer auszugehen – während in den Heimbereichen ein Vielfaches an freien Plätzen zur Verfügung steht. Dieser Impuls könnte verstärkt werden, wenn die Chemie-Fans sich von der derzeit geplanten Vorgehensweise des CFC ungerecht behandelt fühlen. All dies haben wir dem CFC so auch deutlich kommuniziert.
Obwohl wir stolz auf die stets emotionale und lautstarke, letztlich aber faire Unterstützung unserer Fans sind, halten wir eine angemessene Fantrennung bei einem sportlich bedeutsamen Spiel wie diesem für dringend notwendig. Wir können verstehen, dass sich der CFC den Heimvorteil so gut es geht bewahren möchte, um den Pokal zu gewinnen und in den DFB-Pokal einzuziehen. Der logistische und organisatorische Aufwand, dieses Ansinnen bei hunderten, womöglich tausenden Chemie-Anhängern in den Heimbereichen durchzusetzen, steht unserer Meinung nach aber in keinem Verhältnis dazu.
Die Fans beider Vereine haben in den vergangenen beiden, von der Pandemie geprägten Jahren viel durchgemacht. Nun besteht die Chance auf ein packendes Pokalfinale zwischen zwei Traditionsvereinen vor ausverkauftem Hause. Fans, die in den Pandemiejahren so viel Verantwortung und Aufopferungsbereitschaft gezeigt haben, ohne erkennbare organisatorische und logistische Notwendigkeit faktisch auszusperren, stellt für uns einen Affront dar.
Wir appellieren daher an den Chemnitzer FC, das beabsichtigte Vorgehen noch einmal zu überdenken und seiner Mitverantwortung für ein stimmungsvolles und friedliches Finale nachzukommen.
Frank Kühne (Vorstandsvorsitzender):
„Der Chemnitzer FC hat ein tolles Stadion, es ist ein würdiger Austragungsort für ein Pokalfinale. Zumal die baulichen Gegebenheiten mit der großen Hintertortribüne auch viele Gästefans zulassen würden. Deshalb appelliere ich an den CFC, die Sache noch einmal zu überdenken. Wir haben hier die Chance, gemeinsam ein Zeichen im Sinne des sächsischen und ostdeutschen Fußballs überhaupt zu setzen. Die sollten wir nutzen. Wir sind jederzeit gesprächsbereit.“
Ronny Leitzke (Sicherheitsbeauftragter):
„Bei aller sportlichen Brisanz, wünschen wir uns ein friedliches Fußballfest. Das erfordert ein hohes Maß an Kommunikation, Abstimmung und Austausch im gesamten Netzwerk. Eine geordnete Fantrennung bei nur 1800 Tickets für die Chemie-Fans ist ein frommer Wunsch. In der Vergangenheit haben wir mit den Verantwortlichen des CFC immer konstruktiv zusammengearbeitet. Wir hoffen, dass wir wieder zu dieser Basis zurückkehren können, mit dem Ziel, ein würdiges Pokalendspiel für die Fans beider Verein zu organisieren..