10/01/2019
U&D Mössingen
"Wir wollen in Mössingen eine neue Mitte und bauen kräftig daran. Bauen alleine reicht aber nicht. Man muss die Mitte auch mit Leben füllen.“
- Michael Bulander, OB Mössingen
Großer Artikel über das 35. Umsonst & Draußen Festival Mössingen in der heutigen Ausgabe des Schwäbisches Tagblatt Tübingen mit Erklärungen zum bevorstehenden Platzwechsel.
***** Kompletter Artikel *****
Umsonst & Draußen: Mehr Leben für die Mitte
Von Julian Jochen-Warth, 10.01.2019
Das Mössinger Musikfestival zieht zum Jubiläum vom Ortsrand in die Stadtmitte. Die Veranstalter möchten mehr Publikum erreichen.
Es prangt bereits selbstbewusst auf der Homepage des Vereins Monokultur: 35. Mössinger U&D, 2. und 3. August 2019, Jakob-Stotz-Platz. Im Dezember hatte der Gemeinderat dem Umzug für die Jubiläumsausgabe des Festivals von den Hegwiesen am Ortsrand ins Stadtzentrum auf die Wiese zwischen Gottlieb-Rühle-Schule und Breitestraße zugestimmt (wir berichteten).
Für die Freunde von Livemusik ein Grund zur Freude: Hat sich die Veranstaltung im Laufe der vergangenen Jahre doch vom szenebezogenen Punk-Festival zu einem über fast alle musikalischen Tellerränder blickenden Musikfest für die ganze Familie entwickelt. Diesen Familien, argumentieren die Veranstalter, möchte man entgegenkommen, das Festival mehr ins Bewusstsein der Bevölkerung bringen.
Nur: Im Dreieck zwischen Schulzentrum, Feuerwehrhaus und Gesundheitszentrum gibt es viele Anwohner. Marcel Valin, der als Vorsitzender des Vereins Monokultur seit sieben Jahren die Organisation des U&D leitet, hat Verständnis für Skepsis: „Auch bei uns im Verein war die Idee lange umstritten.“ Erst nachdem ein grundlegendes Konzept erarbeitet war und die U&Dler gemeinsam den Platz in Augenschein genommen hatten, sei klar gewesen: „Wir wollen das hier machen.“ Wo im Folgejahr 2020 das U&D dann steigen wird, ist allerdings noch unklar.
Das Team hatte schon länger das Gefühl, dass das U&D in den vergangenen Jahren mehr und mehr um Besucher kämpfen musste. „Viele scheuen den Weg raus auf den Hegwiesensportplatz, vor allem, wenn es innerstädtische Alternativen gibt“, meint Valin. „Letztes Jahr hatten wir am Samstag grob 1500 Besucher weniger als sonst. Lange war unklar, wie und ob es wieder ein U&D geben wird.“
Der Umzug soll frischen Wind bringen, und groß genug ist das neue Areal auf jeden Fall. Laut Valin befanden sich in den vergangenen Jahren zeitgleich maximal 2500 Menschen auf dem Festivalgelände am Hegwiesensportplatz. Die Festwiese bei der Rühleschule könnte laut Veranstaltungsordnung bis zu 3600 Personen gleichzeitig aufnehmen.
Zum Thema Alkohol haben die Veranstalter auch klare Vorstellungen. „Das Festival finanziert sich über den Getränkeverkauf, und die angestrebten Umsätze sind mit Softdrinks nicht zu schaffen“, erklärt Valin. „Wie bisher wird es aber auch in Zukunft keine harten Alkoholika auf dem Gelände zu kaufen geben.“ Auch an diejenigen, die sich außerhalb des Festivalgeländes zum „Vorglühen“ treffen, ist gedacht. Der Parkplatz zwischen Bushaltestelle und Festwiese wird nicht direkter Teil des Festgeländes sein. Hier sollen eventuell Sponsoren ihren Auftritt gestalten, es soll Sitzgelegenheiten geben und vor allem die Möglichkeit, Müll zu entsorgen.
Zuverlässig und professionell
„Auch der Fußweg am Rande des Geländes wird nicht Teil des Festivals und ungehindert benutzbar sein“, kündigt Valin an. Natürlich könne das Team nicht für jeden Zaungast die Hand ins Feuer legen. „Aber wir steuern schon seit Jahren auch mit der Auswahl der Bands, welche Sorte Publikum wir erreichen“, so Valin weiter. Erinnern könne er sich nicht, wann es beim U&D das letzte Mal zu einem nennenswerten Einsatz von Polizei, Rettungsdienst oder Security gekommen wäre.
Zwar hätte Monokultur auf dem Stammgelände am nordöstlichen Ortsrand noch ein paar Jahre bleiben können, wegen Bebauungsabsichten wäre mittelfristig eine Verlegung aber sowieso notwendig geworden. „Seit im Gespräch ist, dass auf den Hegwiesen irgendwann ein Gewerbegebiet ausgewiesen werden soll beziehungsweise der U&D-Platz dem Firstwald-Gymnasium zugeschlagen wird, ist klar: Solange das U&D keinen Platz hat, wird nichts umgesetzt“, verspricht Oberbürgermeister Michael Bulander.
Der Vorstoß der Veranstalter, das Festival in die Stadt zu verlegen, hat Bulander zunächst überrascht, dann aber überzeugt: „Die Erfahrung der vergangenen Jahre hat gezeigt, dass die Jungs und Mädels von Monokultur absolut zuverlässig sind und sehr professionell arbeiten.“
Was die Anwohner betrifft, sagt Bulander, seien bisher noch keine Einwände zu ihm vorgedrungen. „Ich kann den Leuten nur empfehlen: Geht hin, es ist für jeden etwas dabei. Wir wollen in Mössingen eine neue Mitte und bauen kräftig daran. Bauen alleine reicht aber nicht. Man muss die Mitte auch mit Leben füllen.“