Letzter Sonntag 🎹🎼
Ferner Glockenklang – Zum Advent Klaviermusik großer Meister. So hieß das Programm des Pianisten und Komponisten Victor Nicoara, der schon Soundtracks für Filme, Webserien und Hörbücher geschrieben hat. Er spielte Kompositionen von Liszt, Chopin, Debussy, Mozart und Busoni. Der in Rumänien geborene Musiker, der jetzt in Berlin lebt, ist ein Verfechter weniger bekannter Werke und das spürte man in seiner Inbrunst, mit der er besonders die leisen und tragenden Kompositionen interpretierte, bei denen oft einzelne behutsam angeschlagene Töne dann langsam immer leiser werdend wie Sphärentöne verklangen und so eine fast dramatische Spannung erzeugten. Man konnte fast spüren, wie das Publikum dann manchmal fast den Atem anhielt, um diese Stimmung nicht mal durch einen Hauch zu stören. Ein sehr adventlicher Abend, bei dem der ferne Glockenklang, der sich tatsächlich durch den Abend zog, dann beim letzten Stück deutlich durch Nicoaras Intonation ganz nah zu hören war.
Das Publikum war begeistert und honorierte es mit sehr starkem Beifall, so dass Victor Nicoara um Zugaben nicht herum kam.
Das Nachspiel von letztem Sonntag 🤩:
Das Duo Klangzeit mit der Geigerin Marie-Josefine Melchior und dem Akkordeonisten Hans Zeller sowie das Duo Perlenklang mit Sängerin Bettina Ullrich und der Pianistin Claudia Hrbatsch haben ein gemeinsames Tango-Projekt mit dem Titel Che Tango Che gestartet.
Es ist eine Hommage an den argentinischen Komponisten Astor Piazzolla, der als Begründer des Tango Nuevo gilt, einer Weiterentwicklung des traditionellen Tango Argentino. Das Programm enthielt aber auch noch drei schöne Eigenkompositionen vom virtuosen Hans Zeller. Die Darbietungen waren geprägt von der energiegeladenen und temperamentvollen Sängerin Bettina Ullrich, die auch durch ihre südamerikanische Ausstrahlung die etwa 100 Zuhörer im fast ausverkauften Sudhaus auf Schloss Seefeld ins Tango-Fieber versetzte. Mit ihren Geschichten in der Moderation wurden die Anwesenden auch in die unterschiedlichsten Gefühlswelten versetzt. Die beiden Duos brachten eine tolle Abwechslung auch in virtuosen musikalischen Einzeldarbietungen, so dass das Programm erst nach 2 ½ Stunden mit mehreren Zugaben unter dem nicht enden wollenden Beifall der begeisterten Zuhörer ihren Abschluss fand.
Nachlese zu letztem Samstag:
Gisela Schneeberger, geboren in der Nähe von Eichstätt und noch vor ihrer Einschulung Münchnerin geworden, hat sich nun nach über 40 Jahren Film und Fernsehen der Literatur zugewandt.
Viele kennen die Grimme-Preisträgerin aus Filmen wie Man spricht deutsch oder Wir sind die Neuen, aus Serien wie Wia im richtigen Leben, Monaco Franze oder Die schnelle Gerdi.
Sie hat sich nun das Buch 36 Stunden – die Geschichte vom Fräulein Pollinger von Ödon von Horvàth, das im Sommer 1928 in München spielt, für ihre Lesung vorgenommen. In ihrer Stimme kommen Charme, Ernsthaftigkeit und Fröhlichkeit immer zu den passenden Situationen im richtigen Timbre zum Einsatz. Man kann buchstäblich fühlen, wie das Frl. Pollinger durch München streift und unterschiedliche Männer kennenlernt, am Starnberger See in einem Lokal mit einem "Gentleman" diniert aber Stunden später alleine durch den Forstenrieder Park irrt. Eine Geschichte, die auch eine deutliche Sprache beinhaltet, ohne vulgär zu wirken.
Begleitet wird sie am Piano von Andrè Hartmann, der selbst auch singt und kabarettreife Pointen zum Besten gibt, bei denen er die Mundarten wechselt und zum Schluss auch noch den unvergessenen österreichischen Grantler Hans Moser interpretiert und parodiert.
Ein lang anhaltender Beifall im ausverkauften Sudhaus zeigte, wie sehr auch eine Lesung das Publikum berühren und begeistern kann.
Nachlese zu Freitag 15.11.24:
Josef Brustmann, ein vielseitiger Künstler, früher im bayrisch-diatonischen Jodelwahnsinn, dann als Kabarettist unterwegs, stellte sein Erstlingswerk vor.
Er beschreibt in klarer Sprache vor allem sein Aufwachsen als vorletztes von 9 Kindern in Waldram, einem kleinen Nest bei Wolfratshausen am Starnberger See.
Seine Eltern waren Vertriebene, die in Bayern gelandet oder besser gesagt, gestrandet sind. Seine Lebensgeschichte ist geprägt von vielen nachdenklichen Passagen über das damalige einfachste Leben, die immer wieder zum schmunzeln anregen aber auch von lustigen Anekdoten. Ein Buch, das auch mal junge Menschen lesen sollten um zu erfahren, wie schwer es damals war und wie schön es viele heute haben. Begleitet wurde er musikalisch sehr gefühlvoll von Martin Regnat am Akkordeon und der Gitarre, und manchmal brachte Brustmann auch seine Zither zum klingen. Eine gefühlvolle musikalische Lesung, die von den Zuhörern dann mit einem langen und herzlichen Applaus verabschiedet wurde.
Leider waren nur etwa 30 Zuhörer anwesend.
#brso #kulturimschlossseefeld
#BRSO am Freitag, 10.05.2024