01/07/2024
Beeindruckt von der Genialität Zelenkas wählte Claudia Judex, Leiterin des Adam-Gumpelzhaimer-Chor e.V., für die beiden Konzerte am Samstag 6. Juli in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Fridolfing und am Sonntag 7. Juli in der Stiftskirche Baumburg, jeweils um 19.30 Uhr, drei seiner Werke. Das „Magnificat in D-Dur“ ZWV 108, das „Confitebor tibi Domino“ ZWV 71 und die „Missa Paschalis“ in Dur ZWV 7. Des Weiteren werden Orgelwerke von Cernohorsky zu hören sein sowie eine festliche Intrada von Pietro Torri für Blechbläser und Streicher.
Auf dem Weg zum Organistendienst auf der Fraueninsel hörte Claudia Judex im Radio eine Aufnahme der „Missa Paschalis“ von Jan Dismas Zelenka. Von der großartigen Barockkomposition begeistert, war sie sofort sicher, dass sie dieses Werk aufführen möchte. Judex war überzeugt, dass der volle Klang und die Lebensfreude, die aus diesem Werk herauszuhören ist, genau zu ihrem Adam-Gumpelzhaimer-Chor und den heimischen barocken Kirchen passt.
Der böhmische Komponist Jan Dismas Zelenka - der heutzutage auch der „katholische Bach“ oder der „böhmische Bach“ genannt wird, war mit seinen Kompositionen seiner Zeit weit voraus. In der Musikwissenschaft wird er oft als der „Bizarre neben Johann Sebastian Bach“ charakterisiert. Jedoch zu seinen Lebzeiten wurde sein Ausnahmetalent nicht gewürdigt. Einzig Johann Sebastian Bach war einer der Wenigen, die Zelenkas Genie erkannten. Bach kannte ihn nicht nur persönlich und besaß Abschriften seiner Werke, sondern schätzte ihn auch sehr.
Ab 1710 war Zelenka am sächsischen Hof unter Kurfürst August dem Starken in Dresden angestellt, wo er allerdings dauerhaft im Schatten der jeweiligen Hofkomponisten – erst Johann David Heinichen und dann Johann Adolph Hasse - stand. 1745 starb er und wurde auf dem alten Friedhof in Dresden beigesetzt. Er teilt das Schicksal Mozarts - seine Grabstätte ist nicht bekannt. Für über 250 Jahre geriet Zelenka nun in Vergessenheit, da der sächsische Hof dessen Kompositionen als Privateigentum ansah und nicht zuließ, dass diese gedruckt wurden. Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts und Anfang des 21. Jahrhunderts wurden seine Werke wiederentdeckt. Viele namhafte Musiker wie beispielsweise Frieder Bernius und Václav Luks sowie der Oboist Heinz Holliger haben ihn bereits für sich entdeckt und es gibt unzählige Einspielungen seiner Werke.
Die Konzerte sind ein gemeinschaftliches Projekt zusammen mit Roland Büchner, dem früheren Chorleiter der Regensburger Domspatzen, dem Judex seit ihrer Studienzeit freundschaftlich verbunden ist. Die Einstudierung der Werke liegt bei ihr – das Dirigat in den Konzerten wird Roland Büchner übernehmen. Man darf sich hier auf festliche Barockmusik freuen, mit der für Zelenka typischen Intensität, seiner asymmetrischen Phrasierung, Synkopen und sogar Polyrhythmen – was zwar für den Chor durchaus mit sängerischen Herausforderungen verbunden ist, aber dem Konzertbesucher ein mitreißendes musikalisches Klangerlebnis bieten wird.
Linz zu Konzert und Tickets: https://www.musiksommer.info/die-konzertsaison-2024/konzert/barockmusik-aus-boehmen-und-bayern
Foto@Stephan Schlaipfer