Das Bürgerhaus ist Wahrzeichen und Symbol der Stadt Velbert-Langenberg. Das monumentale, schlossartige Steingebäude an der Hauptstraße ist Zeuge und Zeugnis wohlhabender Langenberger Zeiten. Ist geliebte und gelebte Tradition und im wahren Wortsinne ein Geschenk. Denn 1913 boten Adalbert und Sophie Colsman der Stadt zum Bau eines zentral gelegenen Hauses für die Bürgerschaft eine hohe Geldsumme an. In diesem Bürgerhaus sollten Versammlungen und Veranstaltungen jeglicher Art stattfinden, immer mit dem Ziel, der Bürgerschaft gute Unterhaltung und viel Erholung zu bieten. Die Nutzung der Räume und der Besuch der Veranstaltungen waren kostenfrei. So entsprach es dem Zweck und war Wille der Stifter.
Der Standort für das Bürgerhaus war rasch gefunden: Die Stadt hatte lange vorher für den Bau der Elektrischen (Straßenbahn) und den Ausbau der Hauptstraße zahlreiche Grundstücke an der Hauptstraße erworben. Die typisch bergischen Fachwerkhäuser waren abgerissen worden, die bislang enge Gasse zu einer recht komfortablen Straße erweitert. Die Grundstücke selbst standen allerdings immer noch leer. Einziges Problem für den Bau des Bürgerhauses schien das abschüssige Gelände, denn das Grundstück dehnte sich bei einer mittleren Breite von rund 50 Metern bis zum etwa 12 Meter tiefer liegenden Ufergelände des Hardenberger Baches. Von der Bachsohle bis zum höchsten Straßenpunkt waren es gar 19,30 Meter Höhenunterschied.
Die Hanglage meisterte der beauftragte Elberfelder Architekt Arno Eugen Fritsche, der in Langenberg bereits den Bismarckturm und die evangelische Friedhofskapelle erbaut hatte, indem er die Nutzung der einzelnen Räume und Etagen im Bürgerhaus sinnvoll und geschickt plante, seitlich verlaufende Außentreppen mit Terrassen anlegte und mit dem Bürgerhaus so gleichzeitig die Oberstadt mit der Unterstadt verband.
Die Orgel
Für den Großen Saal war, wie üblich für die damalige Zeit, eine Orgel vorgesehen, die für musikalische Aufführungen unerlässlich schien. Mit dem Bau des Instruments wurde der Barmener Orgelbauer Paul Faust (†1960) beauftragt. Die Orgel wurde im Jahr 1917 fertig gestellt und am 24.06.1917 eingeweiht.
Es handelt sich um eine Orgel Opus 127, die auf drei Manualen und Pedal 50 Register und 3.600 Pfeifen hat. Sie war zu damaligen Zeiten die größte nichtsakrale Orgel im deutschsprachigen Raum. Ihr Klang entsprach dem im Anfang des 19. Jahrhunderts gültigen Ideal und konnte sich in der herausragenden Akustik des Großen Saals optimal entfalten. Die Traktur war ursprünglich pneumatisch, heute ist sie elektrisch. Die Kosten für die Orgel betrugen allein 25.000 Goldmark. Berühmt ist die Orgel bis heute für ihren wunderschönen und inzwischen sehr seltenen Jugendstilprospekt nach Art Déco.
Die Stifter
Das Fabrikantenehepaar Adalbert (1839 – 1917) und Sophie Colsman, geb. Feldhoff (1848 – 1927), Inhaber einer Seidenfabrik, war sehr an Kunst interessiert, zudem lag ihnen das Gemeinwesen der Stadt am Herzen. Beide wollten dem kulturellen Leben in Langenberg einen Raum geben – und zwar für alle Bürger. Am 28. Februar 1913 teilte das Ehepaar dem damaligen Bürgermeister Konrad Angermann mit, dass es für kulturelle Zwecke und sonstige Veranstaltungen der Bürgerschaft ein Haus stiften wolle. Die angekündigte Geldsumme von 300.000 Goldmark wurde schon am 12. März 1913 von der Firma Gebrüder Colsman an die Stadt Langenberg überwiesen. Weitere Summen sollten folgen.
Die Baustelle Bürgerhaus
Am 30. Juni 2006 wurde das Bürgerhaus geschlossen. Noch ging man von einer Neueröffnung in 2009 aus. Der Beginn der Bauarbeiten zog sich hin … Weitere Schäden wurden festgestellt. So hatte das Grundwasser jahrzehntelang gegen die Grundmauern gedrückt, alle Stahlträger waren durchgerostet. Das bedeutete Arbeiten am Fundament und der Statik sowie umfangreiche Befestigungs- und Drainagearbeiten. Zudem stand 2007 fest: Neben der Asbestsanierung sollten Brandschutz, Haustechnik, Lüftungsanlagen und Bühnentechnik komplett erneuert werden.
Das Bürgerhaus war und ist für Velbert-Langenberg Kulturerbe. Und wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Das große Projekt ließ sich schließlich mit Fördermitteln und mit Eigenmitteln der Stadt Velbert stemmen. Denn inzwischen war Denkmalschutz ein Thema und das Bürgerhaus Bestandteil im Gesamtkonzept NRW-Kultur.
2009 gründete sich erneut ein Verein zur Unterstützung des Bürgerhauses: der „Verein der Freunde und Förderer des Bürgerhauses Langenberg“. Eines der Ziele war der Erhalt der Orgel. Mit Erfolg. Im Spätsommer 2009 kamen die Sanierungsarbeiten in Schwung. Seit der Neueröffnung im Frühjahr 2016 ist das Bürgerhaus wieder mit neuem Leben gefüllt – ganz im Sinne des Stiftergedankens.
Das Bürgerhaus im neuen Glanz
Der Grundgedanke im Konzept der Kernsanierung des Bürgerhauses war, das Haus in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen. Das betrifft sowohl die Optik als auch die Nutzung. Dazu gehört die große Freitreppe im Eingangsbereich ebenso wie der historische Ringleuchter, die Orgel mit ihrem wunderschönen Jugendstil-Prospekt im Großen Saal und die Turnhalle.
Im Historischen Bürgerhaus wird Platz für die unterschiedlichsten Veranstaltungen geboten. Von privaten Veranstaltungen wie Eheschließungen, Hochzeitsfeiern oder Abibällen zu öffentlichen Events wie Partys, Theater, Comedy, Kabarett oder Konzerten bleiben keine Wünsche offen.
Im April 2016 eröffnete das Bürgerhaus neu. Auf das Jahr genau 100 Jahre nachdem der Architekt Fritsche das fertige Haus an die Stadt Langenberg übergeben hat. Und das Bürgerhaus bleibt, was es immer war: ein Haus für die Bürger. Die vielseitigen und flexiblen Möglichkeiten bieten allen Vereinen, Chören, Ausschüssen und Privatpersonen Raum für die persönliche Nutzung und öffentliche Veranstaltungen. Das Bürgerhaus beherbergt in seinen historischen Mauern künstlerische und kulturelle Veranstaltungen und das gesellschaftliche Geschehen in Langenberg. Es ist und bleibt Mittelpunkt der Stadt und bietet – ganz im Sinne der Stifter Adalbert und Sophie Colsman – der Bürgerschaft gute Unterhaltung und viel Erholung.